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Hadass kickt mit Stella

Junge Fußballerinnen aus Israel und der Nordharzregion trainierten in Halberstadt eine Woche lang miteinander

  • Uwe Kraus, Halberstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Rahmen eines ungewöhnlichen Sportprojektes spielten dieser Tage dreißig Mädchen aus Israel und Halberstadt und Umgebung gemeinsam Fußball. Die Organisatoren wollen über den Sport den interkulturellen Austausch fördern.
Gemeinsames Training für das nächste Fußballspiel
Gemeinsames Training für das nächste Fußballspiel

»Das, was wir hier eine Woche lang tun, wird Geschichte schreiben«, sagt die Fußball-Weltmeisterin von 2003, Steffi Jones, die dem Organisationskomitee für die FIFA-Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 vorsteht. Sie ist Schirmherrin eines einzigartigen deutsch-israelischen Mädchenfußballprojekts. Und Christiane Fetscher, Geschäftsführerin der in Potsdam ansässigen F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz, betont, dass das integrative Projekt »Hadass kickt mit Stella« noch weit mehr ist.

Gemischte Mannschaften

Denn das Ziel ist es, über den Sport den interkulturellen Austausch zu fördern. »Darum spielen ja nicht die jüdischen und arabischen Mädchen gegen die jungen Sportlerinnen aus dem Harz, sondern alle stehen in gemischten Mannschaften«, ergänzt Jutta Dick, die Direktorin der Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt. Ihre Einrichtung macht sich seit über eineinhalb Jahrzehnten in der Harzkreisstadt um die Pflege und Bewahrung der reichen jüdischen Tradition verdient.

Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Die LINKE), dessen Tochter bei diesem Projekt selbst mitkickt, kann darauf verweisen, dass die Stadt seit Jahrzehnten enge Kontakte mit Menschen in Israel pflegt, die selbst oder deren Vorfahren ihre Wurzeln in Halberstadt haben. »Die Stadt hat bis in die heutige Zeit qual- und leidvolle Erfahrung im Erleben von Gewalt. Darum wollen wir mit dem Projekt erneut zeigen, dass für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt bei uns kein Platz ist«, sagt Henke. »Integrativer Mädchenfußball ist schon seit längerer Zeit wichtiger Bestandteil unserer Arbeit gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz«, sagt Christiane Fetscher. »Mit dem VfB Germania Halberstadt an unserer Seite, der sich sofort aufgeschlossen zeigte, haben wir nun einen erfahrenen sportlichen Partner, der die eine Hälfte unseres Programms umsetzen wird.«

Hilfe aus der Oberliga

Zwei bis drei Stunden verbrachten die 30 Acht- bis Zwölfjährigen täglich auf dem Platz. Trainiert wurden sie von ihren Wunschspielern aus dem Halberstädter Oberliga-Team und von Germanias Nachwuchs-Trainer Thomas Waldow. Shachar, Maja und Luna dribbelten und flankten ebenso engagiert wie die Halberstädterinnen Josefine Schulze und Trine Sterz.

Wie viele Bälle sie im Netz versenkten, spielte dabei nicht die größte Rolle. »Fußball ist mehr als nur das reine Spiel, es ist ein wundervoller Sport für alle – ganz egal, welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe, Herkunft oder Religion sie sind«, gab Steffi Jones den Mädchen auf den Weg. »Und der Fußball verbindet, überall auf dieser Welt. Nutzt also den Fußball, nehmt die Erfahrungen mit und begeistert Mitmenschen für den Mädchen- und Frauenfußball in der ganzen Welt.« Steffi Jones hatte kürzlich ein Spiel der israelischen Nationalmannschaft in der Schweiz erlebt und hofft, »dass einige der in Halberstadt angetretenen Mädchen später mal das Team verstärken«.

Die Rolle der Provinz

Andreas Eberhardt, Geschäftsführer der 2009 gegründeten Stiftung Deutsch-israelisches Zukunftsforum, freut sich, dass die Stiftung als eines seiner ersten Projekte das in Halberstadt unterstützt. Gerade die Jugendbegegnungen, ob mit jüdischen oder arabischen Israelis, seien ein wesentliches Ziel der Stiftung, sagt er. »Der Sport ist ein wichtiger Bereich, in dem wir etwas bewegen können. Besonders wichtig ist uns, dass solche interkulturellen Begegnungen nicht in irgendwelchen Zentren wie Berlin, Frankfurt oder Hamburg stattfinden, sondern übers Land verteilt in solchen Orten wie Halberstadt.«

Dem stimmt auch Gazi Nujeidat vom israelischen Ministerium für Kultur und Sport zu. »Ich erlebe hier auf dem Fußballfeld keine jüdischen, deutschen oder arabischen Spielerinnen, sondern Mädchen, die gemeinsam Sport treiben und am Rest des Tages zusammen etwas unternehmen. Das ist für mich gelebte Völkerverständigung.«

Für das kommende Jahr lud Gazi Nujeidat die kleinen Fußballerinnen bereits zu einem Trainingscamp in den Norden Israels ein.

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