Tit for tat

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Afghanistan ist jetzt auch der weltgrößte Cannabis-Produzent. Beim Mohn, Grundstoff für Opium und Heroin, lag man ohnehin schon einsam an der Spitze. Was aber nicht zwangsläufig heißen muss, dass sich der Präsident des Landes im Drogenrausch befindet. Das jedoch suggerieren westliche Diplomaten gerade, nachdem Hamid Karsai mit in ihren Augen bizarren Reden für Schlagzeilen gesorgt hat: Hinter den massiven Manipulationen bei der Wahl im Vorjahr steckten Ausländer, sie würden auch Regierung und Parlament in Kabul unter Druck setzen, eine geplante Offensive der NATO in Kandahar müsse von der Zustimmung der dortigen Stammesältesten abhängig gemacht werden, und er selbst könne schnell ebenfalls Aufständischer werden.

Einmal abgesehen davon, dass nicht alles davon Unsinn ist – warum geht der Präsident dermaßen auf verbalen Konfrontationskurs? »Tit for tat« sagt man in den USA, wie Du mir, so ich Dir. Also nur eine Retourkutsche für die wachsende Kritik aus dem Westen, Karsai tue zu wenig gegen die Korruption und den illegalen Handel mit Rohopium oder den desolaten Zustand der afghanischen Sicherheitskräfte? Nein, hinter den Attacken steckt nicht nur gekränkte Eitelkeit. Karsai denkt längst an die Zeit nach dem Abzug der NATO-Truppen. Er will das Image als Marionette von Washingtons Gnaden los werden und sein politisches Überleben wie die Pfründe seines Clans sichern. Was immer er konsumieren mag, hier spricht aus ihm kühles Kalkül.

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