Äußerungen Sodanos in der Kritik

Jüdische Gemeinden: Gefährlicher Vergleich

  • Lesedauer: 2 Min.

Rom (epd/AFP/ND). Die jüdischen Gemeinden in Italien haben den Vergleich des Kardinalsdekans Angelo Sodano zwischen Kritik an Papst Benedikt XVI. wegen Missbrauchsskandalen und am umstrittenen Papst Pius XII. in der NS-Zeit gerügt. Es handle sich dabei um »gefährliche und irreführende historische Parallelen«, sagte der Präsident der Vereinigung jüdischer Gemeinden in Italien, Renzo Gattegna, der Tageszeitung »Corriere della Sera«. Sodano hatte Kritik am Umgang von Benedikt mit sexuellem Missbrauch durch Kleriker in die Nähe von Vorwürfen gegen Pius XII. gerückt, der wegen seines Schweigen zum Holocaust kritisiert wird. Im Zusammenhang mit den Missbrauchsskandalen werde Benedikt wegen seines Eintretens für christliche Werte angegriffen, meinte Sodano.

Gattegna bekräftigte das Interesse der jüdischen Gemeinden an einem »Klima der Zusammenarbeit und des konstruktiven Dialogs« mit der katholischen Kirche. Ohne Sodano ausdrücklich zu erwähnen, warnte er vor Erklärungen, die den Dialog erschweren.

Der Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa, verteidigte unterdessen Benedikt. Papst-Kritikern gehe es darum, »auf ungerechtfertigte, ungerechte und tückische Weise seine moralische Autorität zu untergraben«. Der Kardinal zog in einer von der Vatikanzeitung »Osservatore Romano« veröffentlichten Solidaritätsadresse eine Parallele zwischen Angriffen auf Benedikt und dem »ungerechten, diffamierenden und grausamen Prozess, dem Jesus Christus unterzogen wurde, um seine Gegenwart und sein Erbe auszulöschen«.

Benedikt XVI. empfindet nach den Worten seines Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone »großen Schmerz« angesichts der in den vergangenen Monaten bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Der Heilige Vater habe »sehr gelitten« wegen »dieser Priester, die ihrer eigenen Berufung und Mission untreu geworden sind«, sagte Bertone laut Medienberichten.

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