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Frankreichs Atome

Kaum Interesse an AKW-Unfällen

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Frankreich gilt als das Eldorado der Atomindustrie. Fast 80 Prozent des Stroms wird dort in AKW produziert. Doch von den 58 Atomkraftwerken in unserem Nachbarland sind längst nicht alle in Betrieb. Das ist das Ergebnis des vor wenigen Tagen veröffentlichten Jahresberichtes der Französischen Behörde für Nukleare Sicherheit (ASN). Das Fazit des Berichts: Im Beobachtungszeitraum sei nichts Dramatisches passiert. Die französische Regierung liest dies als Bestätigung ihres Pro-Atomkraft-Kurses. Frankreich hat zwei Druckwasserreaktoren der neuen Generation (EPR) in Auftrag gegeben und denkt über den Bau einer vierten Reaktorgeneration nach.

Die grüne Senatorin Marie Blandin bezeichnet diese Interpretation als grotesk. Denn immerhin verzeichnet der Report mit 795 AKW-Zwischenfällen den höchsten Wert seit fünf Jahren. Auch die 95 Störungen der Alarmstufe eins stellen einen Spitzenwert dar. Erstmals seit fünf Jahren war auch ein Störfall der Alarmstufe zwei zu vermelden. Treibgut auf der Rhône hatte eine Wasserleitung im Kühlsystem des Atomkraftwerks Cruas verstopft. Ungeklärt ist bisher auch die Herkunft von 39 Kilogramm Plutonium, das beim Abbau des südfranzösischen Forschungszentrums Cadarache gefunden wurde.

In Deutschland würde dergleichen zu einer großen öffentlichen Debatte führen und die Atomlobby in Erklärungsnöte bringen. In Frankreich hingegen sorgte der Bericht außerhalb der kleinen Umweltbewegung für wenig Aufsehen.

Vielleicht aber könnte der Bericht die länderübergreifende Kooperation der AKW-Gegner stärken, die auch schon mal intensiver war. So protestierten im Frühjahr 1986 Tausende Menschen gegen das AKW Cattenom in der deutsch-französischen Grenzregion. Als kürzlich im Rahmen einer Notstandsübung ein GAU in Cattenom simuliert wurde, verschliefen die AKW-Gegner das. Dabei ging Cattenom allein im März 2010 wegen technischer Probleme zwei Mal vom Netz.

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