nd-aktuell.de / 23.04.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 4

Thronfolger

John Elkann scheint für den Fiat-Chefposten wie gemacht

Anna Maldini

Irgendwie kann einem John Elkann, der neue Präsident von Fiat, leid tun. Denn man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass sein Leben fremdbestimmt ist. Wenn man mit 34 zum Chef des größten italienischen Konzerns aufsteigt, der sich seit eh und je in der Hand der Familie Agnelli befindet, kann das kein Zufall sein. Wie ein Thronerbe in Königshäusern wurde John, oder Yaki, wie er genannt wird, von Kindesbeinen an auf sein späteres Amt vorbereitet.

1976 in New York als Sohn einer Agnelli und eines französisch-amerikanischen Schriftstellers geboren, durchlief er alle Etappen eines Thronfolgerlebens. Er studierte an den besten Schulen und Universitäten weltweit, lernte Sprachen und gute Manieren und trat unter falschem Namen in die großelterliche (bei den Agnellis überspringt die Erbfolge immer eine Generation) Firma ein, um seine späteren Untertanen unerkannt aus nächster Nähe kennen zu lernen. Dann nahm Großvater Giovanni Agnelli ihn zu sich und ließ den jungen John an allen Entscheidungen teilhaben – er sollte lernen, wie man sich als Monarch zu verhalten hat. Schließlich die ersten kleinen Aufgaben in verschiedenen Firmensparten, bis er mit nur 27 Jahren zum Vizepräsidenten ernannt wird.

Irgendwann findet eine Traumhochzeit auf einer Trauminsel im Lago Maggiore mit einer Traumfrau statt, die aus einer hochadligen norditalienischen Familie stammt. Das Klischee wäre perfekt, wäre da nicht die Tatsache, dass Fiat ein Betrieb mit über 200 Fabriken in 50 Ländern und fast 200 000 Mitarbeitern wäre. Und wenn Fiat sich nicht in der größten Krise seiner Geschichte befände und tausende Arbeiter entlassen oder auf Kurzarbeit setzen würde.

2009 dann das strategische Bündnis mit dem US-amerikanischen Konzern Chrysler, von dem Fiat 20 Prozent übernimmt. Die Fiat-Gruppe wird immer weniger italienisch und mehr amerikanisch. In dieses Konzept scheint sich Elkann perfekt einzufügen. Er sieht gut aus, ist intelligent und jung – und passt hervorragend in die US-Landschaft. Denn in Wirtschaftskreisen ist es kein Geheimnis, dass Fiat in den nächsten 24 Monaten die Kontrolle über Chrysler übernehmen will. Elkann ist auch für diese Rolle wie gemacht.