Von Handel und Wandel

Warum Dietrich Lemke die »Internationale« einst Angst machte und er sie heute gern hört

  • Christina Matte
  • Lesedauer: ca. 8.5 Min.
Dietrich Lemke rechts am Verhandlungstisch
Dietrich Lemke rechts am Verhandlungstisch

Dietrich Lemke kam in keinem guten Jahr zu Welt. Die Nationalsozialisten ergriffen die Macht, vielmehr: Sie wurden mit 43,9 Prozent der Stimmen gewählt. Trotzdem kann man nicht sagen, es wäre das Jahr 1933 gewesen, welches das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte einleitete, denn immer beginnt alles viel früher, als die Allgemeinheit es wahrnimmt. Aber nun, noch unbemerkt, auch von Lemkes jungen Eltern, bahnte die Katastrophe sich unmittelbar an, die zig Millionen Tote kostete und schließlich zur Spaltung Deutschlands führte. Und so, wie alles früher beginnt, als es eine Jahreszahl besagt, wirkt es sehr viel länger fort, als wir uns vorzustellen bereit sind.

Lemkes Vater war Apotheker in Vacha, einem Rhön-Städtchen. Dort ging Dieter später zur Schule, als Zwölfjähriger in der Uniform des Jungvolks – seit 1939 waren alle Jungen zwischen zehn und vierzehn per Gesetz dazu verpflichtet. Ein begeisterter Pimpf war er nicht; als »Les...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.