Genug Strom ohne AKW und Kohle

Umweltsachverständige: Vollversorgung aus Erneuerbaren bis 2050

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach den Szenarien des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) kann die vollständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen bis 2050 erreicht werden. Sie wäre nicht nur klimaverträglich, sondern auch sicher und bezahlbar. Auf einer Veranstaltung in Berlin gaben SRU-Vertreter vergangenen Mittwoch einen Ausblick auf das bis Herbst fertigzustellende Sondergutachten mit insgesamt acht Szenarien.

Das Potential der erneuerbaren Energien überschreite bei der Stromversorgung den Bedarf um ein Vielfaches, so SRU-Vorsitzender Martin Faulstich. Das gelte selbst für den Fall, dass Stromeinsparungen nicht in großem Maße gelingen und immer mehr Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen. Mit dem Bau notwendiger Speicher und Netze wäre die Versorgung auch sicher. Kostengünstiger als bei konventioneller Stromerzeugung mit Kernkraft und Kohle ist sie laut Faulstich außerdem – aber nur, wenn die Laufzeiten auch neu errichteter Kohlekraftwerke auf 35 Jahre gedeckelt werden. Und die Kernkraftwerke dürften nicht signifikant länger genutzt werden. Setzt man zu lange auf einen Mix beider Erzeugungsarten, werde Strom teuerer.

Das liegt unter anderem daran, dass Kern- und Kohlekraftwerke als Ergänzung zu den stark schwankenden Erträgen von Windkraft- und Photovoltaikanlagen nicht ständig herauf- und heruntergefahren werden können. Die zum Ausgleich benötigten Speicherkapazitäten bestehen teilweise schon, zum Beispiel in norwegischen Pumpspeicheranlagen. Hier müsste die Bundesregierung zügig klare politische Signale setzen und sich aktiv in die Planung einbringen, damit die notwendigen Verträge abgeschlossen werden können, hob SRU-Energieexperte Olav Hohmeyer hervor. Andere Speichermöglichkeiten – wie Druckluftspeicher – seien technisch derzeit noch nicht ausgereift.

Hohmeyer forderte dazu auf, jetzt die richtigen Diskussionen zu führen: »Nicht mehr um die längere Nutzung von konventionellen Energien geht es, sondern darum, welches der beste Weg zur 100-prozentigen erneuerbaren Stromversorgung bis 2050 ist.« Hier stehen weitreichende Entscheidungen an.

Die verschiedenen SRU-Szenarien wurden für mindestens 85 Prozent eigener regenerativer Stromerzeugung in Deutschland berechnet, zwei Varianten gehen sogar von einer autarken Stromversorgung zu 100 Prozent aus, die aber teuerer wäre. Kommt es zur Kooperation mit Nachbarländern wie Norwegen und Dänemark, könnte bei einer jährlichen Nachfrage von 500 Terawattstunden in Deutschland der Strompreis 2050 sieben Cent pro Kilowattstunde betragen. 2008 wurden 639 Terawattstunden verbraucht.

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