Baggern ohne Ende

Widerstand gegen Hafenneubau auf dem Darß

  • Joachim Wangler, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Streit um den Neubau eines Hafen auf der Ostsee-Halbinsel Darß geht in eine neue Runde. Unter den Einwohnern von Prerow (Mecklenburg-Vorpommern) gibt es starke Bedenken gegen das Projekt, die durch ein neues Gutachten noch verstärkt werden. Heute wird der Schweriner Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) in dieser Sache in Prerow erwartet.

Prerow. Die Bedenken der Einwohner von Prerow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gegen den Neubau eines Hafens als Ersatz für den umstrittenen Nothafen Darßer Ort bleiben groß. Ein von der Gemeinde in Auftrag gegebenes Gutachten hatte jüngst ergeben, dass ein Hafen bei Prerow nicht wirtschaftlich betrieben werden kann.

Wie Prerows Bürgermeister Andreas Meller (LINKE) am Freitag sagte, haben die Gemeindevertreter am Donnerstag einen Brief an Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) geschrieben. Darin werde vor der endgültigen Entscheidung der Gemeinde um ein persönliches Gespräch gebeten. »Wir haben uns aber noch nicht entschieden«, betonte Meller.

Gutachter sieht Risiken

Laut Ministerium will Seidel am Montag zum Nothafen kommen. Um die Nutzung des im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gelegenen und von der Umweltorganisation WWF betriebenen Hafens hat es in den vergangenen Jahren heftigen Streit gegeben. Der Hafen ist nach der Ausbaggerung der versandeten Zufahrt seit März wieder Standort des Seenotrettungskreuzers »Theo Fischer«. Seidel betonte, dass die finanziellen Spielräume für Großprojekte dieser Art künftig immer enger werden. Am Montag werde Seidel auch ein Gespräch in Zingst mit Bürgermeister Andreas Kuhn (CDU) führen, hieß es. Zingst könnte ein Alternativstandort für den Hafen in Prerow sein. Nach den Worten Kuhns wird ein Raumordnungsverfahren eingeleitet, dabei sollen in den kommenden rund eineinhalb Jahren Details zur Anzahl der Liegeplätze, zu Kosten und Wirtschaftlichkeit eines Inselhafens in der Ostsee vor Zingst ermittelt werden.

Gutachter Thomas Rasmussen von der Fachhochschule Stralsund hatte im März schwerwiegende Risiken für einen Hafen in Prerow beschrieben. Ein Hafen in Prerow, der rund 30 Millionen Euro kosten würde, könne in seiner aktuellen Planung als unrealistisch betrachtet werden. Um einen jährlichen Ertrag von 40 000 Euro bei durchschnittlicher Auslastung zu erreichen, müsste der Hafen knapp 400 statt nur 250 Segelbooten Platz bieten.

16 000 Unterschriften

Die Gemeinde befürchtet für einen Hafen in Prerow ähnliche Probleme wie am Darßer Ort. Auch in Prerow werde ständig Sand angespült, der aufwendig weggebaggert werden müsste, geht aus dem Brief der Gemeinde an Seidel sowie aus dem Gutachten hervor. Eine »Bürgerinitiative zum Erhalt der Prerower Natur« habe mehr als 16 000 Unterschriften von Gästen Prerows gesammelt, die vor einer grundlegenden Veränderung des Tourismus warnten.

Der Präsident des Landestourismusverbands, Mathias Löttge, bedauerte die erneute Verzögerung. Der fehlende Hafen zwischen Warnemünde und Barhöft bei Stralsund sei eine der ungelösten Schlüsselfragen für die weitere Entwicklung des maritimen Tourismus in der Region. »Das ist ein weiterer Rückschlag, von denen wir in den vergangenen Jahren schon viele verkraften mussten.«

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