Aus wenig Geld das Beste machen - Teil 1 - Persönliche Sparziele festlegen, bevor man zur Bank geht

Finanzen

  • Lesedauer: 8 Min.

Sparen, Vermögensaufbau oder eine sichere Altersvorsorge sind keineswegs nur etwas für Großverdiener. Schon bei kleinen Beträgen können private Sparer mit einfachen Strategien erfolgreich sein, Fehlentscheidungen und unnötige Risiken vermeiden.

Wie hole ich das Beste aus meiner Geldanlage heraus? Diese Frage will unsere neue ND-Serie über das Sparen vor allem beantworten. Sie wendet sich an Leserinnen und Leser, die auch mal nur 500 Euro fest anlegen oder einen Sparplan mit kleinen Monatsraten einrichten wollen.

Sparen war nicht immer so selbstverständlich, wie es heute für viele Menschen ist. Die flotte Idee verdanken wir unseren Urgroßeltern. Noch im frühen 20. Jahrhundert war Sparen ein seltener Luxus von wenigen Reichen. Erst der Internationale Sparkassen-Kongress im Jahr 1924 rief »alle Kulturländer« auf, fortan in jedem Jahr einen Weltspartag zu feiern. Doch immer noch ist das Einkommen vieler Bundesbürger zu niedrig, um Geld für die Zukunft zurückzulegen. Aber wer ein wenig finanziellen Spielraum besitzt, sollte ihn richtig nutzen.

Ein erster Überblick über Einnahmen und Ausgaben

Der richtige Schritt zum Sparen besteht darin, sich einen Überblick über die laufenden Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Auch wenn Sie meinen, selbst alles gut im Griff zu haben, kann es sich doch auszahlen, einmal alle Posten genau aufzulisten. Die Führung eines Haushaltsbuches kann hilfreich sein.

Vorrangig ist es, dass Sie sich einen genauen Überblick verschaffen.

Im nächsten Schritt ist es zweckmäßig, wenn Sie Einnahmen und Ausgaben einmal in einige wenige Rubriken aufteilen. Einerseits die

– Einnahmen wie Gehalt und Kindergeld, Eigenheimzulage und Zinszahlungen der Bank.

Anderseits – Lebenshaltungskosten im Alltag, Gebühren und ND-Abo, Kosten des Kindergartens;

– Wohnen und Miete;

– Anschaffungen und Auto;

– Kredit- und Sparraten;

– Persönliche Ausgaben für Kino, Urlaub oder den Besuch eines Fußballspiels.

Anhand dieser Liste checken Sie die einzelnen Posten einmal genau durch, ob Sie nicht hier schon »sparen« können, etwa indem Sie preiswerter konsumieren. Vergleichen Sie beispielsweise bei größeren Anschaffungen die Preise genau, scheinbar kleine Unterschiede zeigen hier große Wirkungen. Kündigen Sie endlich überflüssige Zeitschriften-Abos oder wechseln Sie den (teuren) Telefonanbieter aus.

»Überflüssiges« Geld wird gesucht

Unterm Strich zählt in jedem Haushaltsbuch: Wer sparen will, braucht Geld – »überflüssiges« Geld. Für Ihre langfristigen Sparziele sowie für die private Altersvorsorge sollten Sie darum mit spitzem Bleistift ganz genau nachrechnen, wie viel Geld am Monatsende tatsächlich übrig bleibt.

Durch die Analyse Ihrer persönlichen Lebensumstände wissen Sie nun, wie viel oder wenig Geld Sie sparen könnten. Doch bevor Sie das Geld wirklich einer Bank oder Sparkasse anvertrauen, sollten Sie sich klar werden, wofür Sie das Guthaben einsetzen wollen. Wollen Sie für eine bestimmte Anschaffung sparen? Wollen Sie damit den Urlaub finanzieren? Oder wollen Sie Geld ohne einen bestimmten Verwendungszweck ansparen? Oder möchten Sie sich vor allem finanziell fürs Alter wappnen? Oder möchten Sie gar alles zugleich? Aus den Antworten auf diese Fragen ergeben sich Ihre persönlichen Sparziele!

Doch selbst, wenn die Sparziele klar sind, gilt: Die ultimative Anlageform, die für ein bestimmtes Ziel »automatisch« richtig ist, gibt es nicht. Jede Anlageentscheidung hängt von vielen individuellen Faktoren ab, wie Alter, Einkommens- und Vermögensverhältnisse, Risikobereitschaft und eben den Sparzielen. Grundsätzlich gilt aber in jedem Fall der Grundsatz: »Nicht alles auf eine Karte setzen!« Verteilen Sie das Ersparte daher – im Idealfall – auf vier Töpfe.

So sollte als erstes für den Notfall genügend Erspartes sofort zur Verfügung stehen. Dies ist der »Topf« eins. Wenn möglich, sollten Sie Geld in Höhe von zwei bis drei Monatseinkommen – so die Faustformel – beispielsweise auf ein Tagesgeldkonto einzahlen. Dies ist dann das »Bargeld«, welches jederzeit für überraschende Ausgaben verfügbar ist. Die Experten sprechen von »Liquidität halten«. Die Liquidität ist für ungeplante Ausgaben, wenn der Fernseher kaputt geht oder wenn das Fahrrad geklaut wurde.

Einen zweiten Topf füllen Sie mit dem Betrag für die Anschaffung eines Autos oder für andere absehbare Einkäufe von teuren, langlebigen Konsumgütern. Dies kann das neue Wohnzimmer sein oder ein neues Kinderzimmer für den erwarteten Nachwuchs. Für dieses Anschaffungssparen legen Sie Ihr Geld mittelfristig in ausgesuchte Sparverträge oder Bundesschatzbriefe an. Diese Finanzprodukte bieten eine solide Rendite, sind rechtzeitig kündbar und nahezu risikolos.

Wenn darüber hinaus noch regelmäßig Geld vorhanden sein sollte, füllen Sie dieses in Topf drei. Nutzen Sie die staatlichen Prämien für vermögenswirksame Leistungen und/oder die sogenannte Riesterrente. Übrigens sollte wie bei jeder langfristigen Sparanlage die Sicherheit bei der Auswahl an erster Stelle stehen – noch vor dem Zinssatz.

Wer danach immer noch Geld übrig hat, sollte etwas auf die ganz hohe Kante legen. Langfristig, jedoch nicht zu lange. »Weil niemand genau weiß, ob er die nächsten dreißig Jahre lang in finanzieller Sicherheit verbringt«, rät Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg, »ist es viel besser, in Etappen von höchstens fünf bis sieben Jahren zu sparen.« Außerdem sind aktuell die Zinsen infolge der weltweiten Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise im historischen Vergleich sehr niedrig. Das kann sich jedoch in kurzer Zeit ändern. Dann könnten langfristige Sparverträge sehr schnell zu einem schlechten Geschäft für Sie werden (und zu einem guten für die Bank).

Geldanlage ist immer eine individuelle Entscheidung

Geld »richtig« anzulegen, ist fraglos eine ganz persönliche, letztlich individuelle Entscheidung. Trotzdem verfolgen (fast) alle Sparer ein und dasselbe Ziel: Die Rendite soll möglichst hoch ausfallen.

Dabei ist es für den Sparer eigentlich egal, ob die Rendite (lat. Ertrag) nun aus Zinsen besteht oder aus Dividenden oder aus Kursgewinnen. Wäre allerdings die Chance auf eine hohe Rendite das einzige Anlagekriterium, würden sämtliche Sparer auf der ganzen Welt ihr gesamtes Geld in Aktien oder anderen Wertpapieren anlegen.

Dass die Sparer dies nicht tun, liegt vor allem an einem zweiten wichtigen Kriterium für jede Geldanlage – die Sicherheit. Die Chance auf eine hohe Rendite bei Aktien und einigen anderen Finanzprodukten erkaufen wir uns mit einem hohen Risiko. Denn es ist vollkommen »unsicher«, ob unsere Aktien in Zukunft wirklich einen großen Kursgewinn abwerfen werden oder nicht. Möglicherweise müssen wir uns eines Tages sogar mit einem gesunkenen Börsenkurs sowie mit ausfallenden Dividendenzahlungen anfreunden und verlieren womöglich einen Teil unseres eingesetzten Geldes. So stark Aktien also beim Eckpunkt »Rendite« auftrumpfen, so schwach sind sie beim zweiten Eckpunkt »Sicherheit«.

Bundeswertpapiere bieten hohe Sicherheit

Dagegen bieten beispielsweise Bundeswertpapiere eine beeindruckend hohe Sicherheit, die wir getrost mit 100 Prozent ansetzen können – sicherer geht es nimmer. Dafür zahlen wir freilich einen beachtlichen Preis in Form einer niedrigeren Rendite, denn ein Finanzierungsschatz des Bundes, mit einjähriger Laufzeit, wirft zur Zeit unter 0,5 Prozent Zinsen ab.

Etwas renditeträchtiger als die einjährigen Bundespapiere sind dagegen Sparbriefe von Banken. Dafür werden beispielsweise 2,0 Prozent Zinsen gezahlt, obwohl die Sicherheit jener von Bundeswertpapieren entspricht. Woher kommt nun bei gleicher Sicherheit diese überraschende Zinsdifferenz?

Ganz allgemein formuliert: Hier wirkt der Markt. Auf dem Finanzmarkt wollen die meisten Akteure für die geringe Liquidität (lat. Flüssigkeit) der Sparbriefe einen finanziellen Ausgleich erhalten, höhere Zinsen. Sparbriefe haben nämlich beispielsweise eine vierjährige Laufzeit und sind damit ungleich weniger »flüssig« als Bundeswertpapiere, von denen sich Sparer jederzeit trennen können. Anderseits bietet ein Produkt mit vollkommener Liquidität, trotz hoher Sicherheitsstufe, normalerweise überhaupt keine Zinsen – die Rede ist vom Girokonto.

Mit der »Liquidität« als drittem Eckpunkt, neben »Sicherheit« und »Rendite«, ist das sogenannte Magische Dreieck der Geldanlage komplett.

Trotz Magischen Dreiecks bietet der Markt wunderliche Überraschungen wie etwa das traditionsreiche Sparbuch. Eigentlich ist es das klassische Sparprodukt schlechthin. Dessen Sicherheit entspricht nahezu der von Bundeswertpapieren oder von Sparbriefen, allerdings ist die Liquidität bei größeren Beträgen viel schwächer (aufgrund der langen Kündigungsfrist).

Merkwürdigerweise wird diese Schwäche nicht durch eine angemessen höhere Rendite aufgewogen: Banken und Sparkassen zahlen für ein Sparbuch nur minimale Zinsen. Doch solange Millionen Sparer bereit sind, trotzdem ihr Geld auf ein niedrig verzinstes Sparbuch einzuzahlen, werden die Banken freilich ihren eigenen Schwerpunkt im Magischen Dreieck suchen und finden – der Markt funktioniert eben nur so gut, wie die Menschen in ihm. Und wenn schlecht informierte Verbraucher Milliardensummen in für sie ungünstige Sparprodukte stecken, nehmen Banken und Sparkassen diese fast geschenkten Gelder dankend an.

Rendite ist aber nicht alles im Leben

Suchen Sie also ihren eigenen Schwerpunkt innerhalb des Magischen Dreiecks. Ihr persönliches Verhältnis aus Rendite-Sicherheit-Liquidität sollten Sie als Ziel definieren, bevor Sie in ein Beratungsgespräch bei einer Bank oder Sparkasse gehen.

Immer mehr Geldanleger geben sich jedoch mit drei Ecken nicht zufrieden. Sie wünschen sich einen ideellen Mehrwert und erweitern ihr persönliches Magisches Dreieck um den Eckpunkt »Ethik«. Sogenannte grüne Finanzprodukte, die soziale und/oder ökologische Kriterien beachten, sind längst der früheren Nachwuchsnische entwachsen. So haben beispielsweise über hundert – im Branchenjargon – »Nachhaltige Investmentfonds« jeweils bis zu einer Milliarde Euro nach mehr oder weniger scharfen Öko-Standards investiert. Und auch im Rahmen der staatlich geförderten Altersvorsorge, bei Riester-Renten und betrieblichen Pensionsfonds, können Verbraucher ihr mühsam Erspartes nach ethischem Gutdünken anlegen. Rendite ist eben, wie im richtigen Leben, auch beim Sparen nicht alles.

HERMANNUS PFEIFFER

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