Hitzfeld will bleiben

Schweizer halten trotz Aus am Trainer fest

  • Sebastian Stiekel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Ottmar Hitzfeld sprach von einer »persönlichen Niederlage«. Torwart Diego Benaglio braucht nach eigenen Angaben noch lange, um das zu verdauen. Auch mit dem Abstand von drei Tagen herrscht bei der Schweizer Nationalmannschaft eine »riesige Enttäuschung« (Benaglio) über ihr vorzeitiges WM-Aus. Konsequenzen wird dieser durch das 0:0 gegen Honduras ausgelöste K.o. jedoch nicht haben. Er bleibe Trainer, »wenn die Schweiz mich will«, sagte Hitzfeld. Und die ließ daran in Person ihres Delegationsleiters Peter Stadelmann keinerlei Zweifel: »Der Trainerstaff im Allgemeinen und Ottmar Hitzfeld im Speziellen haben hervorragend gearbeitet«, sagte der Funktionär des Verbandes SFV.

Frust und Lob so dicht beieinander – diese Reaktion passt zum wechselhaften Auftritt der Schweizer in Südafrika. Binnen zehn Tagen besiegten sie den Europameister Spanien und schafften es dann nicht, ein Tor gegen den Fußballzwerg Honduras zu schießen. »Man sieht dabei: Die Schweiz kann an guten Tagen jeden schlagen. Aber wir müssen auch jedes Mal aufs Neue 100 Prozent geben«, sagte Alexander Frei. Der Kapitän wehrte sich jedoch dagegen, das Vorrunden-Aus als »Versagen« zu bewerten. »Das kann ich nicht gelten lassen«, sagte er.

So gibt es viele Gründe dafür, dass die »Nati« schon heute um 10.30 Uhr wieder in den Flieger Richtung Zürich steigen muss. Hitzfeld erklärte das vor allem mit der mangelnden Druckresistenz seiner Mannschaft. Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen Honduras hätte zum Weiterkommen gereicht, aber genau das sei »eine zu große Hypothek für die Mannschaft« gewesen. »Je länger das Spiel dauerte, desto nervöser wurden wir«, sagte er. »Mit einem ersten Tor wäre der Knoten geplatzt, aber so legten wir die Nervosität nie ab«, erklärte Hitzfeld.

Noch mehr haderten Spieler, Fans und Medien mit ihrer ideenlosen Offensive. »Wenn man in einem Turnier nur ein Tor schießt, ist es schwierig, weiterzukommen«, sagte Verteidiger Stephane Grichting. Das Mittelfeld der Schweizer lieferte bei dieser WM kaum kreative Ideen. Der Sturm mit einem überspielten Blaise Nkufo, einem unbeständigen Eren Derdiyok und einem Frei fast ohne jede Spielpraxis genügte in dieser Verfassung keinen höheren Ansprüchen. Gegen Spanien und Chile hatte die Mannschaft noch das tun können, was sie am besten beherrscht: Verteidigen. Gegen Honduras war sie mit dem Stürmen-Müssen allerdings überfordert.

»Eine gute Verteidigung allein reicht nicht, das ist klar«, bilanzierte Hitzfeld dann auch. »Wir haben defensiv sehr gut gespielt bei dieser WM, aber wir brauchen mehr Offensivkraft.« Dass er davon am Horizont des Schweizer Fußballs einiges erkennen kann, ist der Hauptgrund für seinen Willen weiterzumachen. »Marco Streller kehrt zurück, Alex Frei bekommt wieder mehr Spielpraxis und auch Nassim Ben Khalifa rückt nach«, blickte Hitzfeld voraus.

Der 18 Jahre alte Neuzugang des VfL Wolfsburgs ist ein Beispiel für die gute Jugendarbeit in der Schweiz. Er gewann mit einigen anderen Talenten bereits 2009 die »U17«-Weltmeisterschaft. »Die Basis ist gelegt«, sagte Hitzfeld.

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