Niedrige Geburtenrate

Brandenburger werden im Schnitt älter – die Hebammen auch

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine Trendwende in der Geburtenentwicklung ist aus Sicht der Landesregierung auch perspektivisch nicht zu erwarten. Wie Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE) auf eine parlamentarische Anfrage mitteilte, ist »im nächsten Jahrzehnt mit rückläufigen Kinderzahlen infolge sinkender Zahlen potenzieller Mütter zu rechnen«. Die Geburtenrate wird der Ministerin zufolge »weiter auf niedrigem Niveau bleiben«. Daher ist davon auszugehen, dass das Durchschnittsalter der brandenburgischen Einwohner weiter ansteigt. Nach der Wende fiel die Geburtenrate auf ein Drittel des Vorwendestandes, um in den vergangenen Jahren leicht auf rund 40 Prozent anzusteigen. Nun aber wirkt sich das sogenannte demografische »Echo« aus – weniger Frauen im gebärfähigen Alter bekommen wieder weniger Kinder.

Die Zahl der freiberuflichen Hebammen ist mit der Geburtenzahl stetig abgeschmolzen. Wie die Gesundheitsministerin erklärte, habe eine Umfrage ergeben, dass 390 Hebammen als selbstständig Tätige gemeldet sind. Dabei könnten allerdings Mehrfachzählungen nicht ausgeschlossen werden.

Fest bei Krankenhäusern angestellt sind der Ministerin zufolge insgesamt 161 Hebammen. Ihre Zahl ist nach Auskunft der Ministeriums-Pressestelle in den vergangenen vier Jahren nicht zurückgegangen. Geburtshäuser gebe es in Potsdam, Spremberg, Eberswalde, Wendisch Rietz und Altdöbern. Gegenwärtig werden von der Medizinischen Schule am Carl-Thiem-Klinikum Cottbus alle drei Jahre 15 Hebmannen ausgebildet. Für mehr würden die Krankenkassen derzeit keinen Bedarf sehen. Aus diesem Grund wachse auch das Durchschnittsalter der Hebammen in Brandenburg an.

Ministerin Tack bestätigte, dass sich die Haftpflichtversicherungsprämien für jene Hebammen erhöhen werden, die selbstständig Hausgeburten durchführen oder freiberuflich in Krankenhäusern praktizieren. Auf die Frage der CDU-Abgeordneten Monika Schulz-Höpfner, ob das Land bei den gestiegenen Versicherungsbeiträgen unterstützen könne, sagte die Ministerin, es sei in erster Linie Sache der Vertragspartner, solche Vergütungshöhen für Hebammen auszuhandeln, die den Hebammen das freiberufliche Arbeiten ermöglichen. Das sei auch im Interesse der werdenden Mütter, die sich für die Geburt ihres Kindes im Krankenhaus, in einem Geburtshaus oder zuhause entscheiden können sollen. Vor zwei Jahren wurde die Zahl der stationären Geburtshilfen verringert. Ihre Konzentration sei vor dem Hintergrund einer weiter sinkenden Geburtenzahl erforderlich, sagte die damalige Ministerin Dagmar Ziegler. Dabei gehe es in allen Fällen um kleine und sehr kleine Krankenhausabteilungen, »in denen kaum noch an jedem Werktag ein Kind geboren wird«. Dennoch müsse das erforderliche Personal vollständig bereitgehalten werden.

In diesem Zusammenhang sagte sie auch, es sei hinzunehmen, wenn Schwangere aus der Uckermark in Stationen Mecklenburg-Vorpommerns entbinden. Im Nordwesten dagegen sei es vorstellbar, dass Frauen aus Sachsen-Anhalt demnächst in Kliniken der Prignitz ihre Kinder bekommen.

Weil sich die Zahl der jungen Frauen gegenüber der Wendezeit deutlich reduziert hat, ist auch die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche weiter rückläufig. Während im Jahr 2001 noch 45 Schwangerschaftsabbrüche bei Mädchen unter 15 Jahren vorgenommen wurden, waren es im Jahr 2007 noch 22 derartige Eingriffe. Gleichzeitig verringerten sich die Abbruchzahlen der 15- bis 18-Jährigen von 320 auf 245.

Allerdings vermeldet die Einwohnerstatistik einen starken Rückgang der Frauenzahlen in dieser Altersgruppe insgesamt. Heute gibt es nur noch rund 40 Prozent so viele Mädchen wie vor zehn Jahren. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der in Frage kommenden Frauen ist die Zahl der Abbrüche daher nicht gesunken.

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