Aber es gab auch andere Stimmen. In »Angst vor der Primarschule« fragt Jörg Friedrich auf www.scienceblogs.de/arte-fakten[2] am 19. Juli: »Wovor hat die Mehrheit der Hamburger Bürger Angst? Die Tatsache, dass nach vier Schuljahren kaum bestimmt werden kann, welche weiterführende Schulform für ein Kind optimal ist, wird heute kaum noch bestritten. Diejenigen, die mit »Wir wollen lernen!« abgestimmt haben, meinen vor allem: Wir wollen eine möglichst frühe Trennung unserer Kinder von jenen, die nicht lernen wollen, von denen, neben denen unsere Töchter und Söhne nicht die gleiche Schulbank drücken sollten, weil sie sie vom Lernen abhalten, weil sie schlechter Umgang sind. Die Abstimmung in Hamburg war vor allem eine Abstimmung für eine stärkere Spaltung der Gesellschaft, für eine Abgrenzung der Mittelschicht, die sich als fleißig und strebsam betrachtet, von einer Unterschicht, die als störend, gewalttätig und faul angesehen wird. (...) Voraussetzung für die Akzeptanz eines längeren gemeinsamen Lernens wären (...) besser ausgebildete Lehrer an allen Schulen, die mit Unruhe, Faulheit und Störungen besser zurecht kommen, kleine Klassen, gute Ausstattung, weniger Unterrichtsausfall und ein gut durchdachter Lehrplan.«
Die Linke.SDS.Hamburg sieht noch »nicht alles verloren«. Montgomery postet auf dielinkesdsunihamburg.blogspot.com[3] am 19. Juli: »Die Schulreform kommt, wenn auch in kastrierter Form. Die Stadtteilschulen werden künftig Haupt- und Realschulen ersetzen und zum Abitur nach Klasse 13 führen. Sitzenbleiben und Büchergeld werden abgeschafft und behinderte Kinder bekommen das Recht, eine allgemeine Schule zu besuchen. (...). In Berlin hat Klaus Wowereit das Konzept der Hamburger Schulreform mit den Stadtteilschulen übernommen. Die 6-jährige Grundschule musste in Berlin nicht eingeführt werden, da sie seit 60 Jahren Realität ist.«
Lena Tietgen
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/175799.bildungsrauschen.html