Eine Art »Geiselnahme« im Weinberg

Eine Ausstellung informiert erstmals über Zwangsarbeit im sächsischen Weinbau während der NS-Zeit

  • Hendrik Lasch, Radebeul
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Während der NS-Zeit mussten auch in den sächsischen Weinbergen Zwangsarbeiter schuften. Bislang wurde darüber noch nie berichtet. Eine Ausstellung beendet das Schweigen – und stößt nicht nur auf Zustimmung.

Das wichtigste Stück, das Bettina Giersberg in ihrer Ausstellung zeigen kann, ist ein Block aus Sandstein. Es handelt sich um eine Stufe aus einem Weinberg bei Radebeul. Der Stein ist verwittert und dunkel; dennoch ist ein Schriftzug zu entziffern: »Russkij«, steht dort in kyrillischen Buchstaben, dazu die Jahreszahl 1943. In den Stein geritzt haben sie sowjetische Soldaten, die in den Weinbergen arbeiteten – als Zwangsarbeiter.

Die junge Historikerin Giersberg, die seit Ende 2009 das sächsische Weinbaumuseum Hoflößnitz leitet, hat in ihrer ersten Ausstellung ein dunkles und bislang weitgehend verdrängtes Kapitel in der fast 850 Jahre währenden Geschichte des Weinbaus am Elbufer aufgegriffen: die Zeit des Nationalsozialismus. Als sie sich auf die Anstellung vorbereitet und eingelesen habe, sei ihr aufgefallen, dass die Periode in Chroniken keine Rolle spielte: »Da wird immer gesprungen.«

Die Sonderausstellung, die morgen im Beisein...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.