Druck wächst auf den Rechtsaußen

Verein soll Rechtsextremen als Trainer feuern

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
In Sachsen-Anhalt nimmt der Druck auf einen Verein zu, sich von einem Jugendtrainer zu trennen, der für die NPD aktiv ist. Überzeugungsversuche von Landes- und Bundesebene fruchteten in Laucha bisher aber nicht.
Im Stadtrat für die NPD und Jugendtrainer: Lutz Battke
Im Stadtrat für die NPD und Jugendtrainer: Lutz Battke

Im August wird es im Sozialministerium Sachsen-Anhalt eine Runde geben, in der mit Sportverbänden über den Umgang mit Rechtsextremismus im Sport beraten werden soll. Die Runde ist länger geplant. Jetzt aber kann über wirksame Strategien am Beispiel eines konkreten Falls gesprochen werden, der trefflich die Schwierigkeiten illustriert. Es geht um den BSC 99 Laucha und den Mann, der die Fußballer der F-Jugend trainiert, obwohl er das nicht tun sollte.

Die Rede ist von Lutz Battke, einem Schornsteinfeger-Meister, der sich als Parteiloser in der NPD engagiert und für diese im Stadtrat und Kreistag sitzt. Nach Einschätzung von Fachleuten verkörpert er beispielhaft die Strategie der NPD, sich mit örtlich anerkannten und vermeintlich harmlosen Protagonisten in der Mitte der Gesellschaft festzusetzen, ein Ansatz, der etwa in der Sächsischen Schweiz mit Erfolg praktiziert wurde. Ähnlich in Laucha: Dort kam die NPD bei der letzten Kommunalwahl auf überdurchschnittliche 13,5 Prozent.

Ein Grund für Battkes Bekanntheit ist die langjährige Tätigkeit als Nachwuchstrainer beim BSC 99. Die freilich soll er umgehend aufgeben, wie zuletzt sogar der Deutsche Olympische Sportbund forderte. Dessen Präsident Thomas Bach drängte den Landessportbund (LSB) Sachsen-Anhalt im Juni per Brief, den Verein zur Trennung von Battke zu bewegen.

Anlass für die Aufmerksamkeit, die der Verein an derart hoher Stelle erregte, ist ein Vorfall vom April 2009, als in Laucha ein jüdischer Jugendlicher zusammengeschlagen wurde. Der Täter, der sein 17-jähriges Opfer als »Judenschwein« beschimpft haben soll, trainiert beim BSC; er ist mittlerweile aber vom Spielbetrieb suspendiert. Dabei fiel aber auf, dass auch unter den Trainern ein aktiver Rechtsextremer ist.

Sportpolitiker und -funktionäre drängen nun den Lauchaer Verein, sich von Battke zu trennen – bisher aber ohne Erfolg. Im Juli fand eine Runde mit Landes-, Kreissportbund und Sportjugend sowie dem Vereinschef statt; dieser habe sich aber unverständig gezeigt und erklärt, dass Battke sich im Training nicht politisch äußere, heißt es in der »Mitteldeutschen Zeitung«.

Beim LSB hofft man weiter, dass der Verein »die Brisanz erkennt«. Im Laufe des Monats soll es erneut ein Gespräch geben. Der Verband räumt allerdings ein, dass es derzeit keine Handhabe gibt: Der LSB selbst kann nur Vereine, nicht aber deren einzelne Mitglieder ausschließen. Künftig soll immerhin mehr Druck erzeugt werden können: Auf dem Landes-Sporttag im September soll die Satzung so geändert werden, dass dem bereits jetzt festgeschriebenen Bekenntnis gegen jede Form des »politischen Extremismus« durch Entzug oder Kürzung von Fördermitteln Nachdruck verliehen werden kann.

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