Stolperstein und Büste für Hellmut Späth

Traditionsgärtnerei am Baumschulenweg feiert 290 Jahre und erinnert an NS-Opfer in der Familie

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

65 Jahre nach seinem Tod wird am Wochenende der Ermordung von Hellmut Späth gedacht. Das letzte Familienmitglied, das die Späth'schen Baumschulen in Treptow-Köpenick geleitet hat, wird am Wochenende gleich mehrfach geehrt. Damit geht das Traditionsfest zum 290-jährigen Jubiläum des Landschafts- und Gartenbau-Händlers in diesem Jahr verstärkt auf seine wechselvolle Historie ein.

Wie in den Vorjahren lädt das älteste Unternehmen Berlins zu einem »Grünen Markt« mit mehr als 200 Ausstellern aus Garten, Landwirtschaft und Handwerk ein. Auch Theateraufführungen und ein Kinderprogramm sind geplant. Doch 20 Jahre nach dem Mauerfall wollen die Erben der Späth'schen Baumschulen vor allem über die Geschichte des 1720 gegründeten Familienunternehmens informieren.

So zeigt eine Ausstellung den Betrieb zur Zeit des Nationalsozialismus und während der DDR bis zur Reprivatisierung nach der Wiedervereinigung. Auch das historische Gästebuch von 1884, das seit kurzem wieder im Besitz der Späth'schen Baumschulen ist, wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es enthält etwa Eintragungen von Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck und Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Zum Gedenken an Hellmut Späth hat der Künstler Gunter Demnig einen Stolperstein angefertigt, der im Beisein des Sohnes Manfred Späth und des Regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit (SPD), enthüllt wird. Ebenso wird eine Büste von Hellmut Späth, am Eingang zum denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude aufgestellt. Sie stand bislang in der Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen.

Denn dort ist Hellmut Späth am 15. Februar 1945 ermordet worden. Er war zwar Mitglied der NSDAP, tätigte jedoch bis zu seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten am 1. März 1943 Geschäfte mit Bürgern jüdischen Glaubens und ließ Juden in seiner Baumschule arbeiten.

Der Verhaftung folgte der sofortige Parteiausschluss. Als politischer Häftling wurde Späth zunächst nach Bautzen gebracht, im November 1944 nach Sachsenhausen, wo er erschossen wurde.

Der Betrieb, dem der Ortsteil Baumschulenweg seinen Namen verdankt, wurde 1997 an die Späth'schen Erben rückübertragen und modernisiert. Heute bewirtschaftet das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern rund 1300 Hektar.

Fest der Späth'schen Baumschulen am 18. und 19. September, jeweils 9 bis 18 Uhr in der Späthstraße 80/81, 12437 Berlin

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