nd-aktuell.de / 12.10.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 4

Volkshelfer

Gunnar Winkler / Der Sozialwissenschaftler ist Vorsitzender der Volkssolidarität

Christian Klemm
Personalie: Volkshelfer

Vor Kurzem hat die schwarz-gelbe Koalition die Gesundheitsreform beschlossen. Diese sieht eine einseitige Erhöhung der Beiträge für die Arbeitnehmer vor. Wenig später wurde mit der Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze um fünf Euro an einem System festgehalten, das Menschen dauerhaft in Armut leben lässt. Diese unsoziale Politik braucht Widerstand. Eine Organisation, die sowohl die mickrige Erhöhung der Hartz-IV-Sätze als auch die Gesundheitsreform kritisiert hat, ist die Volkssolidarität. Diese Woche ist der 65. Geburtstag des Sozialverbands. Gunnar Winkler, ehemaliger Direktor des Institutes für Soziologie und Sozialpolitik der Akademie der Wissenschaften, ist seit acht Jahren sein Präsident.

Der Vater von vier Töchtern, 1931 in Hamburg geboren, steht dem größten Sozialverband Ostdeutschlands vor. Nach eigenen Angaben hat die Organisation rund 276 000 Mitglieder. Die Volkssolidarität bietet Beratung rund ums Thema Rente, unterhält Kindertagesstätten sowie Kinder- und Jugendheime, fährt »Essen auf Rädern« aus, kümmert sich mit ambulanten sowie stationären Angeboten um Pflegebedürftige und bietet Schuldenerberatung an. Außerdem ist der Verband sozialpolitisch aktiv. Man arbeitet eng mit dem Sozialverband Deutschlands (SoVD) zusammen und gibt jährlich den »Sozialreport« heraus. Neben 30 000 ehrenamtlich Aktiven, in der DDR Volkshelfer genannt, beschäftigt der Verband etwa 16 500 hauptamtliche Mitarbeiter.

Dass die Volkssolidarität mit Winkler an der Spitze fast ausschließlich im Osten tätig ist, ist kein Zufall. Die Volkssolidarität ist ein lupenreines Ost-Phänomen. Der Sozialverband wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Im Mittelpunkt ihrer damaligen Arbeit stand die Versorgung von Menschen, die am schlimmsten unten den Folgen des Krieges zu leiden hatten. Später organisierte man beispielsweise Instandhaltungsmaßnahmen von Wohnungen und Nachbarschaftshilfe. Auch die Pflege älterer Menschen gehörte zu ihren Aufgaben.

Der Sozialabbau wird vermutlich noch weiter gehen. Das macht einen Verband wie die Volkssolidarität weiter notwendig.