Falscher Kumpel

  • Harald Neuber
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Rettung der Bergarbeiter in Chile ist eine gute Nachricht. Die Bergung der Verschütteten ist längst zu einem globalen Medienereignis geworden. Doch geht es bei dieser medialen Hysterie tatsächlich um das Schicksal der Bergleute? Der Blick in die Medien belegt, dass Unglücke wie in Chile kein Einzelfall sind und dennoch kaum vergleichbare Beachtung finden: Am 10. Mai dieses Jahres starben 32 Bergarbeiter in einer sibirischen Mine, nur eine Woche später wurden ebenfalls 32 Kumpel in der Türkei verschüttet. Ende Juni kamen in einer Mine Kolumbiens 73 Männer um, nur drei Tage später gab es 70 Tote in einem ghanaischen Bergwerk.

Wie überall in der Welt haben harte Arbeitsbedingungen und fehlende Kontrollen das Unglück in Chile provoziert. Darüber aber spricht im Freudentaumel niemand. Vor allem nicht Chiles Präsident Sebastian Piñera, der lediglich die Gunst der Stunde nutzt. Mit Erfolg: Der knapp gewählte Konservative konnte die Umfragewerte seiner Regierung von mageren 45 auf 58 Prozent steigern. Das Schicksal der gut 300 Arbeiter, die sich nach dem Umglück retten konnten, stört dabei. Sie bekommen seit Anfang August keinen Lohn. Während sich die Regierung feiern lässt, bleibt ihr Protest unbeachtet: »Para tu show, Piñera, 300 estamos afuera«, rufen sie: »Hör auf mit deiner Show, Piñera, wir 300 sind hier draußen.«

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