Humboldt-Box kommt später

Nach Schloss-Aufschub verzögert sich auch Bau des Informationszentrums

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Der Aufschub des Schloss-Projekts in Berlin verzögert auch das Informationszentrum zu dem Mammutvorhaben: Die sogenannte Humboldt-Box wird nicht wie geplant Ende des Jahres eröffnet, sondern erst im Frühjahr 2011. Einen genauen Zeitpunkt gebe es aber noch nicht, sagte der Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Mathias Gille. Der Förderverein Berliner Schloss geht davon aus, dass das Infocenter im Mai seinen Betrieb aufnehmen wird.

Grund für die Verzögerung ist nach Angaben von Gille die nach dem Schloss-Aufschub notwendige Anpassung der Verträge. Die Firma Megaposter aus Neuss, die das fünfgeschossige Gebäude auf dem Schlossplatz errichtet, will den Bau durch Eintrittsgelder und Werbung refinanzieren. Weil aber der Bauzaun und damit die entsprechende Werbefläche erst später kommen, muss das Konzept überarbeitet werden. »Die Verhandlungen zur Vertragsanpassung laufen«, sagte Gille.

In der Humboldt-Box soll auf drei Geschossen umfassend über den umstrittenen Wiederaufbau des Berliner Schlosses und das darin geplante Humboldtforum informiert werden. Die Bundesregierung hatte den Baubeginn im Rahmen ihrer Sparbeschlüsse überraschend von 2011 auf 2014 verschoben. Das Projekt ist auf 552 Millionen Euro veranschlagt. 440 Millionen zahlt der Bund, 32 Millionen die Stadt. 80 Millionen will der Förderverein beisteuern.

Der Vereinsvorsitzende Wilhelm von Boddien bestätigte, dass das seit 2005 von seinem Verein betriebene Informationszentrum am Hausvogteiplatz nahe dem Gendarmenmarkt trotz Verschiebung der Humboldt-Box nur noch bis zum 2. Januar geöffnet bleibt. »Unser Mietvertrag läuft aus«, sagte Boddien. »Da Januar, Februar und März in puncto Tourismus ohnedies tote Monate sind, macht es keinen Sinn, den Vertrag zu verlängern, das sagt die kaufmännische Vernunft.« Ein Ausstellungsraum am Schlossplatz bleibt aber bis April geöffnet.

Die Ruine des Berliner Schlosses, der einstigen Preußen-Residenz, war zu DDR-Zeiten gesprengt und durch den Palast der Republik ersetzt worden. Nach dessen Abriss entschied der Bundestag 2002, auf dem Gelände ein Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum (»Humboldtforum«) zu errichten, das die Form und Fassaden des einstigen Schlosses erhält.

Um den Wiederaufbau wurde seit den 90er Jahren erbittert gerungen. Die Gegner hielten es für rückwärtsgewandt, den ebenfalls historisch bedeutenden Palast der Republik einzureißen und die Barockfassaden neu zu errichten. Die Befürworten sahen dagegen die Chance, einen »Ort der Weltkulturen« entstehen zu lassen.

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