Mit offenen Armen

T. A. Wegberg

Simon weiß genau, wie lange er von der U-Bahn bis zur Schule braucht: vier Minuten und dreißig Sekunden. Er hat die Zeit gestoppt. Deshalb kann er so spät von der U-Bahn-Station losgehen, dass er genau mit dem Klingelzeichen im Klassenraum eintrifft. Hat der Unterricht erst mal begonnen, ist er bis zur Pause weitgehend sicher.

Es sei denn, er muss etwas sagen. So wie heute. »Simon, lies mal vor, was du geschrieben hast«, fordert Frau Riebeck ihn auf. Es geht eine Woge von Getuschel durch die Klasse, dann wird es gefährlich still. Simon schlägt sein Heft auf und muss sich mehrmals räuspern. Das löst allgemeines Gekicher aus.

»Als Fieber bezeichnet man eine dauerhafte Erhöhung der Körpertemperatur«, beginnt er. »Lauter!«, brüllt Lukas. Ohne den Blick von seinem Heft zu wenden, hebt Simon die Stimme. »Normalerweise liegt die Temperatur des Menschen bei siebenunddreißig Grad«, fährt er fort. »Was? Ich versteh nichts!«, ruft Hannes. Simon ver...


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