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  • Fokus: Anti-Castor-Proteste

Die Renaissance einer Bewegung

Der Soziologe Dieter Rucht erklärt, warum derzeit so viele Menschen gegen Atom protestieren

Dieter Rucht gilt als führender Experte der Bewegungsforschung und hat sich lange und intensiv mit der Anti-Atom-Bewegung beschäftigt. Der 64-Jährige ist Ko-Leiter der Forschungsgruppe »Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa« am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und Honorarprofessor im Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften an der Freien Universität in Berlin. An diesem Wochenende ist er im Wendland unterwegs. Mit ihm sprach für ND Ina Beyer.

ND: Die Proteste gegen Atomkraft und Castor-Transporte sind derzeit stark wie lange nicht. Wer sind die Menschen, die da auf die Straße gehen bzw. Schienen blockieren?
Rucht: Anders als in den 1970er und 1980er Jahren, wo vor allem die Jüngeren zwischen 22 und 35 Jahren das Rückgrat der Bewegung bildeten, sind heute auch viele noch Jüngere mit dabei. Neben Studierenden beteiligen sich beispielsweise auch Schüler an den Protesten. Auf der anderen Seite protestieren jetzt wieder viele Ältere, die schon in den 1970ern und 80ern aktiv waren.

In den 1990er Jahren konnte man mit Umweltpolitik besonders die Jüngeren nicht unbedingt für Proteste begeistern ...
Richtig. Da gab es mehr das Stereotyp von den händchenhaltenden Ökos in Baumwollhemden und Jesuslatschen, also eine gewisse Verächtlichkeit in manchen Kreisen gegenüber den Öko-Freaks.

Was ist heute anders?
Zum einen hat sich der Habitus – auch etwa der Kleidungsstil – der Ök...



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