Werbung

Zu wenig Jäger in Thüringens Wäldern

Nur wer mehr als 75 Hektar besitzt, kann kostenlos auf die Pirsch gehen

  • Lesedauer: 2 Min.
In Thüringen fehlt es – gemessen an den großen Wald- und Wildbeständen – an Jägern. In den Wäldern richten Wildschweine und Rotwild inzwischen große Schäden an.

Erfurt (dpa/ND). In vielen Regionen Thüringens müsste nach Meinung von Fachleuten deutlich mehr gejagt werden. »Es gibt nicht genug Jäger«, sagte Volker Gebhardt aus der Forstabteilung des Umweltministeriums der dpa. Vor allem Wildschweine und Rotwild richteten in Wäldern und auf Äckern Schäden an. Die große Zahl an Tieren sei aber nicht das einzige Problem.

»Die vielen Menschen und Straßen in den Waldgebieten sowie Monokulturen mit großen Rapsfeldern sorgen auch dafür, dass es vermehrt Wildschäden gibt«, sagte Gebhardt. Die Tiere würden aufgeschreckt und hätten weniger natürlichen Lebensraum.

10 350 Jagdscheine

Nicht nur auf den Feldern seien Wildschäden problematisch. Das Rotwild schäle im Wald die Rinde der Fichten ab. »Es setzen sich Pilze ab und die Bäume faulen.« Auf den Thüringer Jagdstrecken gebe es inzwischen rund 30 000 Stück Schwarzwild und 35 000 Stück Rehwild. »Regional entstehen teilweise erhebliche Schäden.« Ziel der Förster und Waidmänner sei es, die Wildbestände so zu reduzieren, dass keine Zäune und Schutzzonen im Wald mehr gebraucht werden. Etwa 10 350 Thüringer besitzen einen Jagdschein. Diese Zahl ist laut Gebhardt seit rund fünf Jahren konstant – aber für den wachsenden Wildbestand zu gering. Wer mehr als 75 Hektar Land besitze, habe automatisch ein Jagdrecht im eigenen Wald. »Das sind aber die wenigsten.« Alle anderen Jäger müssten pachten oder gegen Geld an Gemeinschaftsjagden teilnehmen. Im Vergleich zu anderen Bundesländern seien die Jagdkosten in Thüringen noch günstig.

Seit Anfang November laufe die Hochsaison der Jäger. Die Bäume hätten bereits viel Laub verloren, so dass man das Wild gut sehen könne. Zudem seien die Felder abgeerntet und die Wildschweine kämen in den Wald zurück. Laut Gebhardt sollten jetzt möglichst große gemeinschaftliche Bewegungsjagden mit bis zu hundert Jägern und ihren Hunden organisiert werden. Viele Waidmänner gingen aber lieber allein oder in kleinen Gruppen auf die Pirsch.

Der Trend zur »Ladyjagd«

Allein im Thüringer Staatsforst werden rund 200 000 Hektar Wald bejagt. 2009 wurden 13 600 Tiere geschossen. Auch immer mehr Frauen griffen zur Flinte. So habe das Forstamt Stadtroda (Saale-Holzland-Kreis) eine »Ladyjagd« für jagende Frauen ausgerichtet. »Das wollen wir im nächsten Jahr ausweiten«, sagt Gebhardt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal