Leckschäden

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 1 Min.

Es gab gestern auch Leute, die sich um den Ruf der USA als führende Internet-Nation sorgten. Man dachte eigentlich, nach dem Lochkarten-Wahldesaster von Florida sei da der Lack ohnehin ab. Nun aber soll das von Wikileaks öffentlich gemachte Datenleck in Washingtons geheimem Regierungsnetzwerk auch noch das Ende der Diplomatie eingeläutet haben. Dabei war in den Tagen vor der angekündigten Enthüllung von geheimen Dokumenten des State Department so viel diplomatischer Dialog wie selten, um den Schaden zu begrenzen.

Doch der außenpolitische Scherbenhaufen für Präsident Obama wird immer größer. Das Debakel am Hindukusch, sein gebrochenes Guantanamo-Versprechen, fruchtlose Nahost-Gespräche, hilflos in der Korea-Krise, der Abrüstungsvertrag mit Moskau in Gefahr – und jetzt kann auch noch jeder in 250 000 vertraulichen Depeschen lesen, wie die Hybris der vermeintlichen Supermacht peinlich-undiplomatische Worte und Werturteile findet, die man nun schwerlich als antiamerikanische Stimmungsmache abtun kann. Und auch Verbündete werden gnadenlos aufs Kreuz gelegt, wenn es den eigenen Interessen dient. Führende Republikaner forderten Strafverfahren gegen die Wikileaks-Betreiber, hätten sie doch »Blut an ihren Händen«. Das passt irgendwie zur Tonlage der Geheimdokumente und verzerrt die Realität ins Groteske – für Tausende Kriegstote haben jene gesorgt, die nun »Haltet den Dieb« rufen.

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