Man sieht es tagtäglich auf den Autobahnen, Zufahrtstraßen und im Schienenverkehr: Das Berufsleben in Berlin wird weitgehend von Pendlern geprägt – und zwar ansteigend seit 2005. Alles in allem wurden 240 000 sogenannte Einpendler – 26 Prozent sind in anderen Bundesländern beheimatet – und etwa 137 000 Auspendler registriert. Mithin vertieften sich die Verflechtungen vor allem mit dem nahen und weiteren Umland. Danach begaben sich voriges Jahr 68 240 Hauptstädter zur Arbeit in den brandenburgischen Raum (plus 14,3 Prozent gegenüber 2005). Derweil gab es 176 800 Bürger, die in Brandenburg wohnen, aber in der Hauptstadt arbeiten (+15,3 Prozent).
Diese Zahlen und Trends nannte die Präsidentin des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, Prof. Ulrike Rockmann, als sie gestern im Roten Rathaus das soeben erschienene Statistische Jahrbuch 2010 für Berlin vorstellte. Die Pendlerdaten beziehen sich allerdings allein auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.
Obgleich es in der Metropole seit 2005 einen Anstieg der Bevölkerungszahlen um 1,4 Prozent gegeben hat (nunmehr 3,44 Millionen Einwohner), verliert die Stadt weiterhin Bürger an das Land Brandenburg. Zugleich siedeln mehr Bürger aus den anderen Bundesländern nach Berlin um. Wenn Berlin Bürger verliert, stammen sie zumeist aus Siedlungen am Stadtrand, Zuzug vermelden vor allem die inneren Stadtgebiete.
86 Prozent der Berliner sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wohnen und arbeiten zugleich in der Stadt, 45 Prozent mit Wohnort Umland sind auch dort beschäftigt. Das gilt auch für 75 Prozent der Bürger aus dem weiteren Metropolenraum. Von den Berliner Auspendlern arbeiten 42 Prozent im unmittelbaren Umland, sieben Prozent im weiteren Metropolenraum und 51 Prozent in anderen Bundesländern. Vor allem die letzte Zahl war im Statistischen Landesamt so hoch nicht erwartet worden.
Wie das Jahrbuch weiter feststellt, handelt es sich bei den Einpendlern zu 52 Prozent um Frauen, bei den Auspendlern lediglich um 40 Prozent. Männer wiederum überwiegen deutlich bei den Fernpendlern. Die Hälfte der Betroffenen muss Strecken zwischen 25 und 50 Kilometer zurücklegen und benötigt zwischen einer halben und einer Stunde zur Arbeitsstelle.
Laut Jahrbuch geht man überwiegend wohnortnah zur Schule, während der Berufsausbildung steigt jedoch die Pendlerbereitschaft. Letztlich studieren mehr Berliner in Brandenburg als umgekehrt.
Auch im Gesundheitswesen kommt es zu einem vielfachen Austausch: Während sich voriges Jahr Brandenburger 85 000 Mal in Hauptstadt-Krankenhäusern behandeln ließen, bevorzugten Berliner 19 000 Mal Reha-Aufenthalte im Nachbarland.
Zu allem hat das Jahrbuch auf 500 Seiten weitere Daten und Fakten über die Hauptstadt des vorigen Jahres zusammengetragen. Danach wurden für die Stadt 7200 Influenza-Erkrankungen registriert, in Brandenburg 4446. Hier handelt es sich um einen rasanten Anstieg der Zahlen – 2007 waren es in der Hauptstadt 1220 und im Jahr danach 718 Fälle gewesen. Für Brandenburg wurden entsprechend 642 bzw. 380 solcher Infektionen festgestellt.
Die Metropole übertraf mit 1855 Stunden die Dauer des Sonnenscheins in Brandenburg um 36 Stunden. Und am 9.9.2009 heirateten 227 Paare in Berlin und 302 in Brandenburg, am 9.9.2008 waren es 26 bzw. 19 gewesen. Das gesamte Jahr über wurden 12 557 bzw. 12 066 Ehen geschlossen.
Angaben: Statistisches Jahrbuch
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/185687.pendeleien-von-und-nach-berlin.html