Die Welt wieder geraderücken

2. Bundesliga: Mit dem Sieg gegen die Überraschungsmannschaft Erzgebirge Aue beendet Hertha BSC seine Krise

Es war von vornherein ein ungleiches Duell, das gestrige Spitzenspiel der 2. Bundesliga. Hier der Gastgeber und Erstligaabsteiger Hertha BSC, in der Vorsaison noch Europa-League-Teilnehmer, Ligakrösus mit einem Etat von 13 Millionen Euro. Bei den Berlinern ist mit 19 250 die Zahl der Vereinsmitglieder größer, als die Anzahl der Einwohner beim Konkurrenten (17 500). Aue hingegen ist sozusagen das Armenhaus der Liga: Vier Millionen Euro Saisonetat – ein Aufsteiger aus der 3. Liga, der sich angesichts der anhaltenden Erfolgsserie Sorgen macht, womit er den Spielern die Punkteprämien zahlen soll. »Wir dürfen nicht vergessen, dass das alles ein wenig verkehrte Welt ist«, erinnerte Aues Trainer Rico Schmitt gestern nach dem Spiel alle noch einmal an die Realität, »wie wir hier mit 31 Punkten vorne mitspielen«.

Am Ende eines spannenden Spitzenspiels vor gut 45 000 Zuschauern hatten die Berliner die Welt tatsächlich wieder ein wenig geradegerückt. Mit einem 2:0 beendete die Mannschaft von Trainer Markus Babbel die Serie von drei Niederlagen zuvor und reihte sich in der Tabelle auf Rang zwei ein, punktgleich mit Tabellenführer Augsburg, einen Punkt vor dem FCE Aue. Ein hart erkämpfter Sieg.

Eine halbe Stunde lang hatten es die Gäste vor allem durch laufintensive Abwehrarbeit geschafft, die offensiv ausgerichteten Berliner auf Abstand vom Tor zu halten, dann aber konnten die Hertha-Fans das erste Mal jubeln, als Levian Kobiashvili seinen Foulelfmeter mitten ins Auer Tor platzierte, während Keeper Martin Männel ins rechte Eck sank – 1:0 (37.).

Bei Aues Fans herrschte Entsetzen. Etwa 10 000 färbten gestern die Westkurve des Olympiastadions in Lila. 7500 Karten waren schon vorab ins Erzgebirge verkauft worden, in mehr als 100 Reisebusse waren die Aue-Anhänger aus Sachsen gen Hauptstadt gefahren.

Doch mit dem Tor war das Schicksal der Auer besiegelt. Dank Herthas Offensivgenie Raffael und dessen Bruder Ronny hatten die Berliner fortan nicht nur in Sachen Ballbesitz die Oberhand: 22:6 Torschüsse – so lautete am Ende das Verhältnis, wobei die Gäste bei ihren Kontern stets gefährlich blieben. »Am Ende können wir uns nicht beschweren«, wir haben nach vorne zu wenig gemacht«, urteilte Oliver Schröder. »Vor allem in der zweiten Halbzeit war Hertha zu stark für uns.«

Immer besser ließ Hertha BSC den Ball laufen, immer öfter tauchten die Berliner Angreifer vor dem Auer Tor auf. Der 18-Jährige Pierre-Michel Lasogga traf folgerichtig zum 2:0 (65.). In der Schlussviertelstunde bemühten sich die Gäste noch einmal um den Anschluss, doch Herthas dritter Torwart Sascha Burchert hielt den Sieg fest, während seine Kollegen im Angriff die Chancen auf einen höheren Sieg vergaben.

Der Einsatz von Oldie Andreas Neuendorf (35), den Trainer Babbel aus der Regionalligamannschaft unter der Woche reaktiviert hatte, wurde erst in der 89. Minute nötig. »Ich bin froh, dass die Mannschaft den Druck ausgehalten hat«, meinte Trainer Babbel nach dem Sieg, der ihm wohl recht beschauliche Feiertage beschert hat – sollte Hertha nicht im abschließenden Spitzenspiel in Augsburg am Samstag unter die Räder kommen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal