Ehefrau mit Kissen erstickt

Fünf Jahre Haft nach tödlichem Streit

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Das Berliner Landgericht hat am Freitag einen 56-jährigen Mann zu fünf Jahren Haft wegen Totschlags im Affekt verurteilt. Am 16. Juli hatte der Taxiunternehmer seine Frau in der gemeinsamen Neuköllner Wohnung erstickt. Der Mann griff ein Kopfkissen, warf sich auf die Frau und drückte ihr das Kissen auf das Gesicht. »Er wollte Ruhe haben, auch um den Preis des Lebens seiner Frau«, schilderte Richter Ralf Fischer den Todeskampf der 55-jährigen Berlinerin. Die Frau musste nach dem Geständnis einer Liebschaft sterben.

Nach einem Ehekrach um das Versagen des Angeklagten im Bett hatte er seiner Frau überraschend eine Auszeit vorgeschlagen. Der 56-Jährige ging schlafen. Er wollte die Konflikte vertagen. Die Frau fand keine Ruhe. Sie weckte den Mann. Er war genervt und platzte heraus: »Ich habe eine Geliebte.«

Die plötzliche Offenbarung, dass es für den Mann eine sexuelle Verbindung gab, verletzte die Frau tief. Der gemeinsame Kinderwunsch hatte sich nicht erfüllt. Drei Jahre hatte das Paar keinen Sex. Vor diesem Hintergrund war die Frau nicht zu bremsen, sagte Richter Fischer. Sie beschimpfte den Angeklagten als »Schlappschwanz«. Sie beleidigte in ihrer Erregung auch die Freundin des Ehemanns. Weil das Schimpfen kein Ende nahm, griff er zum Kissen.

Das Gericht ging von einer verminderten Schuldfähigkeit aus. Auf Grund des Affekts habe eine Bewusstseinsstörung vorgelegen, hatte der Gutachter bescheinigt. Strafmildernd wurden das Geständnis und eine ernsthafte Reue bewertet. Mildernd wertete das Gericht auch eine Überforderung des Mannes wegen seines Doppellebens. »Wegen seines Harmoniebedürfnisses sei der Angeklagte unfähig gewesen, den Konflikt zu lösen«, argumentierte der Richter.

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