Waldelefant als eigene Art

Wissenschaftler fordern eigenständigen Schutzstatus

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 2 Min.
Entgegen der früheren Einteilung leben in Afrika zwei grundverschiedene Arten von Elefanten: Der Waldelefant ist keine Unterart des Afrikanischen Elefanten, sondern eine eigene Spezies, die schon vor etlichen Jahrmillionen entstand. Das jedenfalls schließt ein internationales Forscherteam in der Onlinezeitschrift »PLoS Biology« (Bd. 8, e1000564) aus Genanalysen.

Über Jahrzehnte kannten Zoologen lediglich zwei noch existierende Arten von Rüsseltieren – den Asiatischen oder Indischen Elefanten und den Afrikanischen oder Steppenelefanten. Der kleinere, ebenfalls in Afrika heimische Waldelefant galt dagegen bislang als Unterart des Steppenelefanten, trotz abweichendem Aussehen und Lebensraum: Der Waldelefant hat eine Schulterhöhe von etwa 2,5 Metern. Der Steppenelefant – das größte Landsäugetier – misst dagegen noch einen Meter mehr und wiegt mit bis zu sieben Tonnen fast doppelt so viel wie sein kleiner waldbewohnender Vetter.

Erst in den vergangenen Jahren meldeten Biologen zunehmend Zweifel an der traditionellen Systematik an. Um den Verwandtschaftsgrad zu klären, verglichen die Forscher um Nadin Rohland von der Harvarduniversität erstmals das Erbgut von fünf verschiedenen Rüsseltieren: Steppenelefant, Waldelefant, Asiatischer Elefant sowie die ausgestorbenen Arten Wollhaar-Mammut und Mastodon.

Die Analyse des Genoms klärte eindeutig, dass Wald- und Steppenelefant unterschiedliche Spezies sind, die sich schon vor etwa drei bis fünf Millionen Jahren voneinander abspalteten. »Die Trennung der beiden Arten kam etwa zur gleichen Zeit, als sich der Asiatische Elefant und das Wollhaar-Mammut trennten«, sagt der Genforscher Michi Hofreiter von der englischen Universität York. »Das hat uns alle erstaunt.« Zum Vergleich: Zu etwa jener Zeit entwickelten sich aus einem gemeinsamen Urahn die Vorläufer von Mensch und Schimpansen.

Angesichts der neuen Einteilung raten die Forscher dazu, zusätzlich zum Afrikanischen Elefanten nun auch den Waldelefanten als eigene Art unter Schutz zu stellen. »Seit 1950 wurden alle afrikanischen Elefanten als eine Spezies behandelt«, sagt der Zoologe Alfred Roca von der Universität von Illinois. »Da wir jetzt wissen, dass es sich um zwei sehr unterschiedliche Arten handelt, sollte der Waldelefant stärker geschützt werden.«

Lexikon

CITES

Am 3. März 1973 wurde in Washington die »Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora« (CITES) geschlossen. Dieses »Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen« wird nach dem Ort seiner Erstunterzeichnung auch »Washingtoner Artenschutzübereinkommen« genannt. In Deutschland ist CITES seit 1976 gültig und bis heute sind mehr als 174 Staaten dem Abkommen beigetreten. CITES regelt oder verbietet den Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten.

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