Mit vielerlei Maß

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist bemerkenswert, wenn die Gewerkschaft der Polizei (GdP) einmal eine Verschärfung ablehnt – wie jetzt die Gesichtskontrolle auf Flughäfen. Noch erstaunlicher ist, dass GdP-Chef Bernhard Witthaupt dies auch noch grundsätzlich begründet hat: Eine Abstufung von Kontrollen nach Aussehen, Herkunft, Alter, Geschlecht und Religion passe »in unser rechtsstaatliches System« nicht hinein.

Man muss Witthaupt hier applaudieren – wie allen, die den Vorstoß aus dem Flughafenverband zur Episode haben werden lassen. Man kann sich allerdings auch fragen, wieso eine solche Praxis nur auf Flughäfen gegen das Rechtsstaatsprinzip verstoßen sollte – und vom selben Polizeigewerkschafter als andernorts »sicherlich angebracht« bezeichnet wird. Nicht nur im Grenzgebiet oder an »Brennpunkten«, sondern im ganz normalen Alltag wird mit vielerlei Maß gemessen. Erst im Oktober hat dies die EU-Grundrechtsagentur moniert.

Kriminologisch umstritten ist der Nutzen des Verdächtigens nach Nasenspitze ohnehin – nicht zuletzt, weil sich solche Prophetie gern selbst erfüllt: Eine Gruppe, die solcherart im Fokus steht, wird »statistisch« auch überproportional viele Verstöße begehen – ein klassischer Zirkelschluss. Türkischstämmige Deutsche müssen übrigens zu 75 Prozent bei Polizeikontrollen die Papiere zeigen. »Deutsche« Deutsche dagegen nur zu 43 Prozent.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal