Wunderwelt in Eurajoki

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt jenseits der gerade aktuellen K-Frage eine andere, deren gesellschaftliche Sprengkraft so einiges über den undemokratischen Zustand unserer Gesellschaft aussagt. Es geht um K wie Kernkraft. Unsere Regierungen machen den Betreibern der alten, aber höchst profitablen Atommeiler Geschenk auf Geschenk. Und die sind undankbar genug, die Probleme, die sie produzieren, an die gesamte Gesellschaft und jeden einzelnen Steuerbürger zurückzugeben. Keinen Millimeter kommt man voran beim Entsorgungsthema. Kein Endlager ist in Sicht. So ähnlich ist das auch in anderen EU-Staaten, in denen rund 140 AKW betrieben werden. Zwar will die EU-Kommission ihre Mitglieder zu nationalen Programmen verpflichten, doch ahnt man schon jetzt, wie viele Ausnahmen und Sondergenehmigungen von der Atomlobby durchgesetzt werden.

Anders in Finnland. Während sich bei uns Landes-, Kreis- und Ortsvorsteher nach dem St. Florians-Prinzip weigern, auch nur über einen Atomendlager-Standort nachzudenken, bewarben sich im Norden Europas Dutzende Bürgermeister um das Endlager. Vorurteilsfrei und transparent haben Fachleute gemeinsam mit den Bürgern im ganzen Land nach geeigneten Möglichkeiten gesucht. Und welche gefunden, ganz nah bei den Atomkraftwerken, die den Müll produzieren. Die Kommune Eurajoki bekam den Zuschlag für das – vermutlich – weltweit erste Brennstab-Endlager. 2015 ist Baubeginn, 2020 wird das Lager in 400 Metern Tiefe fertig sein. Die Kosten tragen grundsätzlich die Energieunternehmen.

Ein Beispiel für Deutschland und dessen Regierung? Nein. Hier bleibt die K-Frage nach wie vor unbeantwortet.

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