Über sieben Brücken geht das Wild

Umweltministerin Tack will den Tieren die Wanderung erleichtern / 26 Millionen Euro für den Bau

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn Tiere auf der Wanderung sind, dann sollen sie künftig auf noch weniger Barrieren stoßen als heute. Umweltministerin Anita Tack (LINKE) plant einen »Korridor« im Süden des Landes. Einige Einschränkungen wird es für die berührten Kommunen dabei geben.

»Umweltschutz ist immer ein freudvolles Thema«, sagte die Ministerin gestern, als sie diese Pläne vorstellte. Brandenburg dürfe nicht nur ein Transitland für den Autoverkehr sein, sondern müsse diese Leistung auch gegenüber Tieren erbringen. Gute Voraussetzungen seien dafür gegeben, weil das Bundesland gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern den größten Anteil »unzerschnittener Landschaften« besitze. Als solche gewertet werden Landstriche, die größer als 100 Quadratkilometer sind und keine Wandersperren für Wildtiere aufweisen. Allerdings sind die stark befahrenen Autobahnen auch in Brandenburg aus Tierschutzsicht ein großes Problem, ergänzte Abteilungsleiter Axel Steffen. Für wandernde Arten stellen sie eine nahezu unüberwindliche Hürde, fast eine »100-Prozent-Barriere« dar.

Derzeit gibt es zwei Grünbrücken, an denen Tiere die Autobahn gefahrlos überqueren können – an der A 11 und an der A 13. Im Bau und bezahlt durch Konjunkturpaketmittel sind solche Brücken bei Niemegk, Fürstenwalde und Teupitz. Prinzipiell bestätigt sind weitere Planungen an der A 9 bei Beelitz und an der A 11 im Meltzower Forst. Insgesamt kostet die Errichtung dieser sieben Brücken 26 Millionen Euro. Laut Abteilungsleiter Steffen sind im Bundesland 20 Stellen ermittelt worden, an denen Wildtieren das Wechseln leichter gemacht werden sollte. Neben der Passierbarkeit für den Wolf sei auch zu beobachten, dass das scheue Rotwild die Brücke inzwischen nutzt. Das forschere Damwild ohnehin, das habe die Brücke in der Regel schon »besichtigt«, als sie noch gar nicht fertig gewesen sei. Solche Brücken würden jedoch auch Insekten nutzen, Pflanzensamen können im Fell größerer Tiere verbreitet werden.

Vor allem im Süden eignet sich ein Landschaftsgürtel zum Ausbau als Wanderkorridor vom Westen Deutschlands nach Polen, sagte die Ministerin. Die Wildbrücken stellen dabei nur einen Teil der Maßnahmen dar. Großartige und raumgreifende Baumaßnahmen für die beteiligten Kommunen sind dann eher nicht mehr vorgesehen. Das gleiche gilt für den Straßenbau. Abteilungsleiter Steffen unterstrich, dass es zu den oft befürchteten Einschränkungen für Landwirte tatsächlich »in den wenigsten Fällen« komme.

Ministerin Tack – sie war jahrelang Präsidentin der Landesverkehrswacht – verwies darauf, dass mit der Hilfe von Grünbrücken auch Verkehrsunfälle mit Wildtieren reduziert werden können. So sei im Umfeld der bestehenden Brücke an der A 11 in der Schorfheide die Zahl der Wildunfälle so gering wie noch nie gewesen. Allerdings stehe das auch im Zusammenhang mit der inzwischen nahezu abgeschlossenen Einzäunung der Autobahnen in Brandenburg.

Die Brücken wirken wie ein Trichter. Vor ihnen trifft man häufiger Tiere als sonst. Das führe aber nicht dazu, dass sich dort Jäger verstärkt auf die Lauer legen, sagte der Abteilungsleiter. Die Zusammenarbeit mit dem Landesjagdverband in der Frage der Tierwanderung sei sehr gut.

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