Zum Probesitzen vor den Reaktor

Demonstranten wollen »im ersten Quartal« Brennelemente für AKW Grohnde blockieren

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
16 Mischoxid-Brennelemente aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield sollen im niedersächsischen AKW Grohnde zum Einsatz kommen – wenn der bereits einmal verschobene Transport im kommenden Jahr klappt.

Es war die erste größere Anti-Atom-Demonstration des Jahres: knapp 1000 Menschen haben am Samstag am niedersächsischen Atomkraftwerk Grohnde gegen einen für das Frühjahr erwarteten Transport plutoniumhaltiger Mix (Mischoxid)-Brennelemente aus Großbritannien protestiert. In dem bunten Zug, der sich am frühen Nachmittag vom Bahnhof Emmerthal in Bewegung setzte, fanden sich auch auch mehrere Dutzend Traktoren. Die Bäuerliche Notgemeinschaft des Wendlandes hatte eine Abordnung entsandt.

Hocker und Strohballen

Auf der Zufahrt zum Atomkraftwerk ließen sich Demonstranten zur »Sitzprobe« nieder – auf Hockern, Kissen und Stroh. Wenn der Transport tatsächlich rollt, wollen sie das Tor ernsthaft blockieren.

Der Energiekonzern EON, Betreiber des AKW Grohnde, hat die 16 Brennelemente umfassende Fuhre für das erste Quartal 2011 beantragt. Die MOX-Brennelemente wurden in der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield gefertigt und sollen in Grohnde zum Einsatz kommen.

Bei der Kundgebung forderten Atomkraftgegner vom Bund sowie von Niedersachsen, Hamburg und Bremen – dort liegen die Umschlaghäfen – den Stopp der Transporte. Sie begründeten dies mit der Unfallgefahr, dem erhöhten Risiko beim Einsatz der MOX-Brennstäbe und mit der doppelt so hohen Strahlung bei deren – ungeklärten – Entsorgung.

Bei einem Unfall mit längerem Brand oder starkem Aufprall könnten Plutonium-Partikel frei werden, so Tobias Darge vom Jugendumweltnetzwerk Niedersachsen. Schon ein Millionstel Gramm könne eingeatmet Krebs erzeugen. Die 16 MOX-Elemente enthielten 400 Kilogramm der giftigen, radioaktiven Substanz.

Schon einmal gestoppt

Stefan Scheloske vom Atomplenum Hannover verlangte die sofortige Stilllegung des AKW Grohnde und aller weiteren Atomanlagen. Der MOX-Transport werde blockiert, weil er überflüssig und gefährlich und ein Symbol für die verfehlte Atompolitik insgesamt sei, kündigte Scheloske an. Für die Gruppe »Bielefeld-steigt-aus« wies Angelika Claußen auf ein laufendes Bürgerbegehren in ihrer Stadt hin. Es zielt darauf ab, dass die Stadtwerke ihre Anteile am AKW Grohnde verkaufen und stattdessen in Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung investieren.

EON wollte bereits im vergangenen Jahr MOX-Brennelemente aus Sellafield nach Grohnde schaffen. Nachdem sich mehrere Hafenstädte gegen den Umschlag der Fracht sträubten und 600 Menschen im Februar in Hameln demonstrierten, wurde der Transport auf 2011 verschoben.

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