Geräuschlos

Annegret Kramp-Karrenbauer wird vermutlich Ministerpräsidentin im Saarland

  • Oliver Hilt
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie ist nicht der Landesvatertyp à la Peter Müller, dessen Anwesenheit man oft an seinem lauten Lachen ausmachen kann, lange bevor man ihn zu Gesicht bekommt. Und doch ist sie laut einer Umfrage vom November die derzeit beliebteste Politikerin im Saarland. Ihr Politikstil ist eher gesprächsorientiert. Sie kann zuhören, bevor sie entscheidet. Wenn sie entschieden hat, gilt sie als durchsetzungsstark, was sie in zehn Regierungsjahren in unterschiedlichsten Ressorts bewiesen hat, die sie nach außen hin auch bei umstrittenen Entscheidungen weitgehend geräuschlos geführt hat. Ein politisches Alphatier wie Müller, der schon mal Parteitage polternd und angriffslustig dominiert, ist Annegret Kramp-Karrenbauer nicht. Doch unterschätzen sollte man sie auch nicht. Sie hat sich in der Nachfolgefrage gegen den langjährigen Generalsekretär der Landes-CDU und jetzigen Innenminister Stephan Toscani durchgesetzt – ebenfalls fast geräuschlos. Fast beiläufig sagte sie auf die Frage, ob Müllers Fußstapfen nicht reichlich groß seien: »Ich habe in meinem Leben immer wert darauf gelegt, meine eigenen Spuren zu hinterlassen, und das werde ich auch in Zukunft so halten.«

Politik und Familie unter einen Hut zu bringen, gelingt der 48-jährigen Mutter dreier Kinder offenbar ebenso problemlos wie sie es schafft, ihre Familie so weit wie möglich aus dem Politikbetrieb herauszuhalten. Den Weg in die Politik hat die studierte Rechts- und Politikwissenschaftlerin früh beschritten. 1981 wurde sie CDU-Mitglied, war von 1991 bis 1998 Grundsatz- und Planungsreferentin der Landespartei. Seit 1999 ist sie Landesvorsitzende und seit 2001 auch stellvertretende Bundesvorsitzende der Frauen-Union und Präsidiumsmitglied der Bundes-CDU. In ihren Regierungsjahren war Kramp-Karrenbauer für Politikbereiche verantwortlich, in denen die Länder noch eigene Gestaltungsspielräume haben: Sie war Innen- und Bildungsministerin, zeichnet jetzt für Arbeit und Soziales verantwortlich. Als designierte Regierungschefin setzt sie weiter auf ein Zusammenspiel von Regierung, Partei und Fraktion »auf gleicher Augenhöhe«. Inhaltlich sieht sie sich »in absoluter Kontinuität« zu Peter Müller. Was das konkret bedeutet, wollte sie »nicht ein halbes Jahr vorher« schon preisgeben.

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