Israel baut Sperranlagen an Grenze zum Westjordanland

Arbeiten begannen / Palästinenser befürchten »vollendete Tatsachen«

  • Lesedauer: 3 Min.
Begleitet von Protesten der Palästinenser hat Israel am Sonntag mit dem umstrittenen Bau eines Zaunes an der Grenze zum Westjordanland begonnen.
Tel Aviv (Agenturen/ND). Die mehr als 110 Kilometer lange Anlage soll nach Angaben der israelischen Armee vom nördlichen Westjordanland bis nach Kfar Kassem bei Tel Aviv reichen. Damit will Israel das Eindringen von palästinensischen Selbstmordattentätern in sein Kernland verhindern. Der palästinensische Kommunalminister Sajeb Erakat warf Israel vor, durch den Bau des Zaunes »vollendete Tatsachen schaffen« zu wollen. »Er macht alle abgeschlossenen Verträge zunichte und verwandelt das Westjordanland in Kantone«, warnte der Politiker. Die Arbeiten an dem umstrittenen elektronischen Sperrzaun, der zusätzlich mit Kameras, Wachtürmen, Gräben und Hindernissen gesichert wird, sollen ein Jahr dauern und rund 940000 Euro pro Kilometer kosten. Nach den Worten von Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser soll die Schutzanlage nicht die künftige politische Grenze zu den Palästinensergebieten markieren. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte am Sonntag, »die Bedingungen für die Errichtung eines wie auch immer gearteten palästinensischen Staates sind noch nicht reif«. Nach einem heftigen Streit innerhalb seines Kabinetts kündigte Scharon an, dass sich das Sicherheitskabinett am kommenden Mittwoch mit dem Bau des Zaunes beschäftigen werde. In einer offiziellen Stellungnahme der Palästinensischen Autonomiebehörde hieß es am Sonntag, Israel wolle durch den Bau des Zauns die Grenze zum Westjordanland »zu seinen Gunsten verändern«. Der Gaza-Streifen ist bereits durch einen Sperrzaun von Israel getrennt. Nach Angaben der israelischen Armeeführung ist es dort seit Ausbruch der Intifada nur einem Dutzend Palästinensern gelungen, nach Israel zu gelangen. Unterdessen kündigte der vor zwei Wochen neu ernannte palästinensische Innenminister Abdul Rasak Jachia in einem Interview mit palästinensischen Zeitungen an, dass er alle bewaffneten Milizen innerhalb der Autonomiegebiete auflösen, die Sicherheitskräfte unter seiner Führung vereinigen und gegen Selbstmordattentate vorgehen wolle. Er versprach, »alle Formen von Milizen ein für alle Mal aufzulösen«. Die zwölf palästinensischen Polizei- und Sicherheitsorganisationen will Jachia künftig unter seinem Oberkommando in zwei Organisationen zusammenfassen. Der 73-Jährige verurteilte die Selbstmordanschläge gegen Israelis, die »nichts gebracht haben«. Sie hätten lediglich zur Zerstörung der palästinensischen Infrastruktur und »zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse in Israel« geführt. Bei bewaffneten Zwischenfällen kamen am Wochenende im Westjordanland und im Gaza-Streifen vier Menschen ums Leben. Israelische Soldaten erschossen am Sonntag im Jordantal einen Palästinenser. Nach palästinensischen Angaben hatte der Mann versucht, eine Straßensperre nahe der jüdischen Siedlung Bekaot zu umgehen. Als er sich geweigert habe, stehen zu bleiben, hätten ihn die Soldaten getötet. Am Sonnabend waren bei einem Gefecht unweit der jüdischen Siedlung Dugit im nördlichen Gaza-Streifen zwei israelische Soldaten und ein Palästinenser getötet worden. Die israelische Polizei wurde am Sonntag im Grenzgebiet zum Westjordanland nach neuen Terrorwarnungen in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
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