Altersmissbrauch

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Zwar sind sie noch unausgegoren, doch immerhin offenbar in Gärung befindlich – Pläne über Zuverdienstmöglichkeiten für Frührentner. Was auf den ersten Blick wie eine großzügige Geste für nicht ausgelastete, womöglich tatendurstige Pensionäre aussieht, ist doch nichts als ein weiterer Schritt zur Privatisierung der Altersvorsorge. Und ein weiterer Hinweis auf das seit Norbert Blüm immer wieder wie ein Verrat wirkende Eingeständnis der Regierenden, dass die Rente alles andere als sicher ist.

Verrat ist das deshalb, weil nicht in erster Linie die alternde, sondern die verarmende Gesellschaft daran schuld ist. Hartz-Gesetze und staatlich subventioniertes Lohndumping sind die politischen Gründe dafür. Und deshalb muss man Hubertus Heil einerseits Recht geben, wenn er in den Überlegungen einen »weiteren schwarz-gelben Schritt zu staatlich subventionierter Lohndrückerei« sieht. Denn absehbar ist, dass ältere und billige Zuverdiener eine ernste Konkurrenz für teure, nach Tarif bezahlte Arbeitnehmer sind. Zugleich müsste dem einstigen SPD-Generalsekretär jede Kritik im Halse steckenbleiben, da doch die SPD erst die flächendeckenden Grundlagen für verarmende Rentner geschaffen hat.

Als dritte Säule der Rentenversicherung – neben gesetzlicher und betrieblicher – wurde der Öffentlichkeit seit Bundeskanzler Schröder die private Rentenvorsorge schmackhaft gemacht, als Begleitung der Agendapolitik. Zuverdienst zur Rente ist die Kehrseite davon. Wer mit seiner Rente nicht auskommt, ist zum Zuverdienen quasi gezwungen. Eine Folge staatlich gewollter Lohndrückerei wird damit selbst Auslöser für Lohndrückerei. Altersluxus ist das nicht, eher schon Altersmissbrauch.

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