Bildungsrauschen

Unvergleichliche Bildung dank Kleinstaaterei

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.
Das ARD-Magazin »Panorama« sendete am 20. Januar 2011 den Beitrag: »Schulchaos: Groteske Kleinstaaterei zu Lasten der Schüler«. Kinder müssen bei einem Umzug trotz guter Noten ein ganzes Jahr wiederholen, nur weil mit der Fremdsprache je nach Bundesland in unterschiedlichen Schuljahren begonnen wird.« Auf daserste.ndr.de/panorama wurde von Zuschauern auch Bildungsföderalismus kritisiert.

Rainer Schwedt schreibt: »Die Kleinstaaterei in Deutschland verhindert ein einheitliches Gefüge bereits in den Kindergärten, Grundschulen und fortlaufenden Bildungseinrichtungen. Es ist mir unerklärlich wie die Bundesregierung mit der erkauften Föderalismusreform das Bildungssystem aus der Hand gab.«

Kersten Damisch erzählt am 21.01.: »Wir können ein Lied davon singen. Sind mit unseren beiden Töchtern 11/17 von Ost-Thüringen nach Oberbayern gezogen, um der lähmenden Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Bestraft wurde unsere Entscheidung damit, dass beide Kinder vom guten Durchschnitt zur Versetzungsgefährdung gelangt sind. Das fängt schon damit an, dass im Vorfeld, einem keiner in unterstützender Weise in Form von Beratung zur Seite stehen will und kann. Dieses Schulsystem kann man nur als riesengroße Katastrophe bezeichnen.«

Ähnlich Hüttges: »Dieses Thema begleitete uns schon in den achtziger Jahren. Unser Kind wurde in Nordrhein-Westfalen eingeschult und begann seine ersten Schreibübung mit Blockbuchstaben. Das zweiter Schuljahr absolvierte es in Schleswig-Holstein, dort mit Schreibschrift. Das dritte Schuljahr folgte dann in Niedersachsen, dort mit der vereinfachten Ausgangsschrift. Nach zwei Tagen in der neuen Schule kam die Aussage: ›Mama, ich kann das nicht lesen, was dort geschrieben steht‹. Von Arbeitnehmern wird verlangt, dass sie flexibel sind, was aber mit schulpflichtigen Kindern nicht möglich ist. Neben den schulischen Unterschieden kommt auch noch immer die Änderung des Umfeldes dazu.«

Am 22.01. plädiert Herbert Weiß: »In der DDR lag zwar vieles im Argen, allerdings gab es ein einheitliches Bildungssystem. Man sollte – als kurzfristig greifende Maßnahme – allen Wechslern durch geeignete Anpassungs- und Fördermaßnahmen ein zügiges Weiterkommen ermöglichen. Mittel- und langfristig bedarf es jedoch einer Vereinheitlichung zumindest der wesentlichen Lerninhalte. Der Bund sollte dabei ein allgemeines Vorschlagsrecht erhalten. Zugleich müsste der Lehrstoff gestrafft und auf des Wesentliche konzentriert werden. Denn unsere Bildungsexperten haben sich in diesem Punkt bisher als wahre Messies erwiesen.«

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