Vom Internet auf die Straße und zurück

Kandidatenbeurteilung bei Facebook und Co.

  • Anne-Beatrice Clasmann, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die ägyptischen Demonstranten belagern seit zwei Wochen den Tahrir-Platz in Kairo. »Hau ab, Mubarak!« steht auf ihren Plakaten. Die Slogans sind griffig. Doch in ihrer Schlichtheit repräsentieren sie nicht die vielfältigen Meinungen der politisch gebildeten Ägypter. Deren Debatten laufen in informellen Gesprächsrunden im Internet, im Dialog mit Vizepräsident Omar Suleiman, auf den Websites der ägyptischen Zeitungen und auch bei Facebook & Co. – dort, wo die Revolte der Jugend begonnen hatte.

Auf der vor allem bei jungen Ägyptern beliebten Website masrawy.com wurde beispielsweise am Montag heftig darüber diskutiert, ob die Muslimbrüder mit dem Vizepräsidenten verhandeln sollten, obwohl sie dessen Legitimität nicht anerkennen. Am Wochenende verabredeten sich mehr als 97 000 Facebook-Nutzer zu der virtuellen Veranstaltung »Amre Mussa soll die ägyptische Jugend repräsentieren«. Eine neue Facebook-Gruppe nennt sich »Amre Mussa für das Präsidentenamt«, wobei sich die Jugend offensichtlich nicht daran stört, dass Mussa, der Generalsekretär der Arabischen Liga und ehemaliger ägyptischer Außenminister ist, mit seinen 73 Jahren nicht unbedingt zur »Generation Facebook« gehört.

Die Zahl der positiven Kommentare zu Mohammed al-Baradei hat dagegen im Netz in den vergangenen Tagen deutlich abgenommen. War der erst kürzlich aus Wien nach Ägypten zurückgekehrte Friedensnobelpreisträger in den ersten Tagen des Aufstandes noch als möglicher Nachfolger von Präsident Husni Mubarak gehandelt worden, so häufen sich inzwischen die gehässigen Kommentare über seine Person. »Lern erst einmal richtig Hocharabisch, bevor du in deinem Garten Interviews gibst!«, lästerte ein Ägypter, in einem lokalen Chat-Forum.

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