Jugendliche gestehen brutalen Überfall in Berlin-Lichtenberg
Opfer liegt im Koma
Bei dem Überfall wurde auch ein gleichaltriger Kollege des Berliner Malers aus Rostock in Mecklenburg-Vorpommern attackiert. Die Polizei war den Tätern anhand von Videoaufnahmen auf die Spur gekommen. Der Zustand des Handwerkers aus Berlin hatte sich am Sonntag dramatisch verschlechtert, dass mit dem Schlimmsten gerechnet wurde. Erst dann wurde eine Mordkommission eingeschaltet.
Die Verdächtigen hätten in ihren Vernehmungen eine Tötungsabsicht bestritten, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Mittwoch sagte. Die aus Ex-Jugoslawien, dem Irak und Kenia stammenden Jugendlichen gaben laut Sprecher an, sie hätten sich von "Sieg Heil"-Rufen der Maler provoziert gefühlt. Dies werteten die Ermittler als Schutzbehauptung und "taktische Absprache". Es sei nicht bekannt, dass die beiden überfallenen Männer zur rechtsextremen Szene gehörten. Der Stadtteil Lichtenberg galt lange als Hochburg der Neonazis. Die verdächtigen Jugendlichen waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher nicht durch Gewalttaten aufgefallen.
"Dem 30-jährigen Opfer geht es weiter sehr schlecht, er kann noch nicht befragt werden", sagte Steltner. Der Maler aus Rostock habe sich gemeldet und ausgesagt. Er sei ebenfalls auf dem U-Bahnsteig verprügelt worden, habe dann aber fliehen können.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Täter und Opfer nicht kannten. "Es hätte jeden treffen können", so Sprecher Steltner. Die Maler seien an dem Abend nach einem Feierabendbier aus einer Kneipe in Lichtenberg gekommen. Das Quartett habe ohne ersichtlichen Anlass jemanden "abziehen wollen". Letztendlich erbeuteten die Jugendlichen ein Handy von dem am Boden liegenden 30-Jährigen.
Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann forderte, jetzt müsste die Justiz rasch reagieren. "Solche Gewalttaten erfordern eine schnelle Reaktion." Ratzmann forderte mehr Personal auf den Bahnhöfen als besten Schutz.
Der U-Bahnsteig war an dem Abend aber nicht menschenleer, so die Staatsanwaltschaft. Jedoch sei nur ein einziger Notruf bei der Polizei eingegangen. "Das war schwach", sagte der Sprecher.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.