Iran: Todesdrohung gegen Oppositionsführer

Zehntausende Regimeanhänger in Iran zusammengetrommelt / Dutzende Tote bei Protesten in Libyen / Ägypter fordern schnellere Reformen

  • Lesedauer: 3 Min.
Zehntausende Regierungsanhänger sind in Iran dem Aufruf von Präsident Mahmud Ahmadinedschad gefolgt und haben in aufgeheizter Stimmung gegen die Opposition demonstriert. Auch in Libyen drohen nach tagelangen Protesten gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi dessen Gefolgsleute mit Gewalt gegen Oppositionelle. Unterdessen wollen die Ägypter ihre Reformen vorantreiben.

Teheran/Tripolis/Kairo (Agenturen/ND). Die vor der Teheraner Universität versammelte Menge rief Todesdrohungen gegen die Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi und Mehdi Karrubi: »Tod Mussawi, Tod Karrubi«. Geistliche nutzten das Freitagsgebet zu Anfeindungen der Regierungsgegner.

Die offiziellen Wortführer der Demonstranten vor der Universität feuerten die Menge an, die lautstark die Hinrichtung Mussawis und Karrubis forderte. Nach dem Freitagsgebet stießen die Geistlichen zu den Demonstranten auf dem Revolutionsplatz und skandierten dieselben Forderungen: »Tod Mussawi, Tod Karrubi!« In seiner Predigt verlangte Ayatollah Ahmed Dschanati, Chef des mächtigen Wächterrates, die völlige Isolation Mussawis und Karrubis.

Der Leiter der iranischen Justiz, Ayatollah Sadek Laridschani, hatte zuvor angekündigt, dass Mussawi und Karrubi künftig »keine Erklärungen« mehr veröffentlichen könnten. Er bezeichnete sie als »Verräter«. Die beiden Oppositionsführer stehen bereits seit Tagen de facto unter Hausarrest.

Nach tagelangen Protesten gegen den libyschen Herrscher Muammar al-Gaddafi haben dessen Gefolgsleute mit massiver Gewalt gegen Oppositionelle gedroht. Die sogenannten Revolutionskomitees erklärten am Freitag, weitere Demonstrationen würden mit »harter« Gewalt beantwortet. Seit Dienstag sollen bei den Protesten Dutzende Menschen durch Sicherheitskräfte getötet worden sein. Bei Demonstrationen gegen Gaddafi sollen in Bengasi allein am Freitag 25 Menschen getötet worden sein. Das verlautete aus gut unterrichteten Kreisen in Libyen. Polizei und Mitglieder der Revolutionskomitees seien mit Gewalt gegen Oppositionelle vorgegangen.

Derweil haben Hunderttausende Ägypter am Freitag in Kairo auf dem zentralen Tahrir-Platz für zügigere Reformen demonstriert. Die Menge skandierte: »Weg mit der Regierung! Weg mit dem Ausnahmezustand!« Genau eine Woche nach der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak waren die Demonstranten dem Aufruf der Demokratiebewegung gefolgt, den »Freitag des Sieges« zu feiern.

Erstmals seit dem Rücktritt Mubaraks sind in Ägypten mehrere ehemalige Minister festgenommen worden. Örtliche Medien meldeten, der ehemalige Innenminister Habib al-Adli, Ex-Wohnungsbauminister Ahmed al-Maghrabi sowie der frühere Tourismusminister Suhair Garana befänden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird die Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen.

Bei einer Oppositionskundgebung in Bahrains Hauptstadt Manama eröffnete die Polizei am Freitag das Feuer auf die Demonstranten. Dutzende Menschen wurden verletzt. Es war die erste Kundgebung, seit bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in der Nacht zu Donnerstag vier Menschen getötet worden waren.

Bei einer Demonstration gegen die Regierung in Jemen sind in der Stadt Taes mindestens zwei Menschen durch eine Granate getötet worden. 27 weitere seien verletzt worden, als Unbekannte den Sprengsatz mitten in die Menge geworfen hätten, die sich im Zentrum der Stadt versammelt hatte, sagten Sanitäter am Freitag.

Widerstand regt sich auch in Oman: Rund 800 Menschen haben am Freitag in dem Golf-Sultanat für ein Parlament mit mehr Vollmachten demonstriert. Die Teilnehmer skandierten Parolen wie »Ja zu Reformen! Nein zur Korruption!« und »Wir wollen Demokratie!«, berichteten Augenzeugen. Oman wird von Sultan Kabus nahezu absolutistisch regiert.

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