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Ekelhaft

Standpunkt von Ingolf Bossenz

  • Lesedauer: 2 Min.

Sie starben beim Holzsammeln: Neun Kinder zwischen sieben und neun Jahren, die sich im Osten Afghanistans auf einem Berg aufhielten, der von NATO-Kommandeuren zum Ziel eines Luftangriffs bestimmt worden war. Ein tragisches Zusammentreffen, für dessen Benennung mittlerweile selbst Betonkrieger den Begriff des Kollateralschadens vermeiden. »Incident«, »Vorfall« sind die nunmehr gängigen Verschleierungsworte.

Erst in der vergangenen Woche hatte eine afghanische Untersuchungskommission der NATO vorgeworfen, Mitte Februar bei Einsätzen in dieser Region 65 Zivilisten getötet zu haben, darunter 40 Kinder. Und von den mehr als 2400 im vorigen Jahr ums Leben gebrachten Zivilisten gehen Hunderte auf das Konto der von der NATO geführten »Schutztruppe«.

Immerhin: Bedauern über ihre Tat liegt den Tätern offenbar nicht fern. Man übernehme »die volle Verantwortung für diese Tragödie«, verlautbarte die westliche Kriegspartei anlässlich des jüngsten »Vorfalls«. Reue? Eher wohl ein Ritual. Wie die regelmäßige Ankündigung, die »Vorfälle« würden untersucht. Wie die von Präsident Karsai beklagte »tägliche Tötung« von Zivilisten durch die NATO? Peter Handke schrieb einmal: »Die Macht erst, indem sie es sich erlauben kann, aus der Gewalt ein Ritual zu machen, lässt diese als das Vernünftige erscheinen.« Der österreichische Schriftsteller begründete damit seinen »Ekel vor der Macht«. Ein Ekel, den auch die neun toten Kinder rechtfertigen.

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