Missratenes Genie

Diderot / Goethe im Renaissance Theater

  • Ekkehart Krippendorff
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Ein einladender Salon im ersten Stock, man sitzt bequem bei einem Glas Wein rund um die kleine Bühne mit Gartenbank und Herbstlaub, eine charmant-sympathische Begrüßung: So beginnt ein ungewöhnlicher, intimer Theaterabend, ein Kammerspiel in des Wortes reinster Bedeutung – ein Zwei-Personen-Stück, der von Goethe 1805 übersetzte Dialog-Roman »Rameaus Neffe« von Denis Diderot.

Es ist dies übrigens keineswegs ein Nebenwerk, es zählt zu den berühmtesten Übersetzungen der Weltliteratur und ist das letzte Gemeinschaftsprojekt mit Schiller. »Ich« ist ein Mann der besseren Gesellschaft, gut gekleidet in Samt, Seide und mit Perücke, »Er«, der Neffe des berühmten Musikers, ein heruntergekommener Penner und Stadtstreicher, ein Schnorrer an den Tischen der Reichen, die er mit seinem Witz, seinen geistreichen Apercus, seinen philosophischen Absurditäten unterhält und im Gespräch mit dem »Ich« davon Kostproben liefert.

Geschrieben wurde der R...


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