»... aber gebt mir den Text nicht vor«

ANDREAS REIMANN: »Gräber und drüber« – Gedichte eines Sprachtüftlers

  • Harald Kretzschmar
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Wer diesen Dichter kennt, weiß um das eher Tiefschürfende als Hochfliegende seiner Verse. Ein Worte wendender Sprachtüftler, der den Reim für den Zeilenrhythmus nicht braucht, weil er das klassische Maß verinnerlichte. Durchgehende Kleinschreibung schafft lineares Satzbild. Sich überstürzende Wortfolgen münden dennoch in lapidare Strenge. Die flexible Denkfähigkeit des Autors und sein enormer Formwille bringen jede Vers-idee auf jenen Punkt, den man früher Pointe nannte. Hat er Vielfalt und Reichtum dieser unserer Sprache noch nicht ausgeschöpft? Ermüdet das Abschreiten der bitteren Enttäuschungen seines Erlebnishorizontes nicht allmählich? Gibt es nach vier bedeutenden Gedichtbänden in fünf Jahren noch Neues? Gewiss doch.

Einer, der seinen neuesten Gedichtband etwas spröde »Gräber und drüber« nennt, muss nicht unbedingt mit Grabesstimme reden. Während er uns aus gutem oder schlechtem Grund mit tieftrauriger Miene mustert, unterhält...


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