In grün und lila auf die Kanzel

Weltgrößte Modemesse für katholische Priester im norditalienischen Vicenza

  • Anna Maldini
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch katholische Priester haben ihre Modemessen. In der norditalienischen Stadt Vicenza fand jetzt die größte Weltfachmesse für liturgische Gewänder und Stolen statt. Aber auch sonst wurde viel ausgestellt, was ein Priesterherz höher schlagen lassen kann.

In den nächsten zwei Jahren wird man hinter den Altären viel schwarz und weiß sehen, aber auch grün und lila und – die neue absolute Modefarbe – grau. Denn auch die Priestergewänder gehen mit der Mode. Je nach Gelegenheit sind die Messegewänder mal schlicht und mal verspielt, mal in einfachen und mal in wertvollen Stoffen gefertigt, mal einfarbig und mal bunt. Die religiösen Symbole treten dabei dieses Jahr etwas in den Hintergrund und lassen Farbspielen und abstrakten oder verfremdeten Designerstücken Raum. Und da diese Messe eben nur alle 24 Monate stattfindet, wird natürlich auch den Jahreszeiten und Temperaturen Rechnung getragen.

Nun ist die Messe Koiné in Vicenza nicht umsonst die wichtigste und größte der Welt. Hier geht es nicht nur um Mode für Kleriker (übrigens: der Clergieman, also der einfache schwarze Anzug, wie er in den 80ern so viel getragen wurde, ist absolut »out«), sondern um all das Materielle, was so rund um eine Kirche benötigt wird. Da werden zum Beispiel Einrichtungsgegenstände wie Taufbecken oder Beichtstühle gezeigt, die sich im Stil den jeweiligen Kirchen anpassen müssen. Auch an Möbel für religiöse Einrichtungen wie Klöster und Pilgerheime ist gedacht. Es gibt besonders lang brennende Kerzen, Weihrauchschwenker, Kelche, Ampullen für den Messwein und Behälter für Hostien. Und natürlich gehen auch Krippen in verschiedenen Stilrichtungen mit der Zeit, industriell oder auch handgefertigte Statuen und Skulpturen und selbst Orgeln und andere Musikinstrumente, die in einer Kirche gespielt werden.

Ausgestellt sind auch sehr einfache Gegenstände, die im Messekatalog unter »Religiöse Artikel, Andenken und Gadgets«, wobei man laut Wörterbuch unter dem englischen Begriff gadget »Spielerei oder auch Schnickschnack« zu verstehen hat. In diesem Sektor werden unter anderem Rosenkränze und Medaillen angeboten, Heiligenbildchen, Schlüsselanhänger, Geschenkideen, Bilderrahmen, Fahnen sowie Standarten für Prozessionen aber auch Weihnachtsdekor für die Kirche oder den Privathaushalt.

Etwas »ernsthafter« geht es in den Bereichen Restaurierung oder auch Außenbeleuchtung zu, während es bei den Pilgerfahrten und den Messweinen wieder legerer wird.

Die besonderen technologischen Neuigkeiten sind das elektronische Lesepult und das digitale religiöse Buch. Das Lesepult kann je nach Zeremonie mit den passenden Texten aufgeladen werden; und auf dem E-Book kann man auch besonders wertvolle Bücher und Schriften einsehen. Für beide hat die italienische Bischofskonferenz bereits das Alte und das Neue Testament in den offiziellen Übersetzungen von 2008 und 2010 mit den abgesegneten Interpretationen freigegeben.

350 Aussteller aus allen Kontinenten haben auf rund 22 000 Quadratmeter ihre neusten Produkte präsentiert, und der Besucherandrang auf der Messe war enorm. Und was man nicht vergessen sollte: In Vicenza kann sich der interessierte Priester auch die neuesten Klingelbeutel ansehen. Und das ist besonders wichtig, da all diese Anschaffungen natürlich nicht billig sind.

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