Lockruf ins Ländliche

Schwarz-gelbe Koalition einigt sich auf Eckpunkte gegen Ärztemangel

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Mangel an medizinischer Versorgung wird größer – vor allem auf dem Land. Nachwuchs an Ärzten fehlt, manche wandern aus. Ein Gesetz soll diese Entwicklung stoppen.

Berlin (epd/ND). Die Koalitionsfraktionen von Union und FDP haben sich auf Eckpunkte für ein Ärztegesetz verständigt, das die Versorgung auf dem Land sichern soll. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) kündigte am Freitag an, er werde den Gesetzentwurf bald vorlegen, damit die Regelungen Anfang 2012 in Kraft treten könnten. Mit den Gesundheitsministern der Länder hatte sich Rösler bereits am vergangenen Mittwoch darauf verständigt, junge Ärzte mit Zuschlägen und flexibleren Arbeitsbedingungen aufs Land zu locken.

Kern des Gesetzes ist, dass junge Ärzte nicht mit zusätzlichen Nachteilen konfrontiert werden sollen, wenn sie sich für eine Niederlassung auf dem Land entscheiden. Kommen beispielsweise immer mehr Patienten, weil es zu wenige Ärzte gibt, soll ihr Honorar für die ihr Budget übersteigenden Behandlungen nicht sinken, wie es sonst der Fall ist. Fachärzten und Kliniken soll gleichermaßen ermöglicht werden, bestimmte Patienten mit Krebs oder seltenen Erkrankungen ambulant zu behandeln.

In überversorgten Regionen soll die Zahl der Niederlassungen unter bestimmten Bedingungen reduziert werden können. Es gibt dazu aber keine Verpflichtung. Das Versorgungsgesetz soll mit weiteren Regelungen nicht nur Ärzten in unterversorgten Gebieten, sondern allen zugutekommen. So werden etwa die Zeiträume für die Anstellung von Vertretungen nach der Geburt eines Kindes oder von Assistenten während Erziehungszeiten verlängert.

Wann sich die Versorgung auf dem Land verbessern wird, ist offen. Es gebe keine aktuellen Zahlen, wo und wie viele Ärzte fehlen, sagte Rösler. Die Daten stammten aus den 90er Jahren und seien veraltet. Bereits heute sei aber ein Mangel bei Haus- und Augenärzten erkennbar. 2009 hätten zudem 2500 junge Ärzte nach ihrer Ausbildung Deutschland verlassen, um im Ausland zu arbeiten, so Rösler.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), erklärte, das Versorgungsgesetz solle vor allem den Patienten helfen. Er hatte ursprünglich auch für Zweibett-Zimmer in Krankenhäusern plädiert und dafür, die Wartezeiten auf Termine beim Facharzt zu begrenzen.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen erklärte, die Vereinbarungen gingen in die richtige Richtung. Insgesamt gebe es aber nicht zu wenige Ärzte, sondern »ein Verteilungsproblem«, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal