Liebeskomödie in den Wolken

Steckbrief – Einer war’s (163)*

  • Lesedauer: 4 Min.
Liebeskomödie in den Wolken

Der Sohn eines Versicherungsangestellten wurde nach dem frühen Tod seines Vaters von seiner Mutter allein erzogen. Mit neun Jahren besuchte er eine Jesuitenschule und kam später zusammen mit seinem Bruder auf ein Schweizer Internat. Nach dem Abitur wäre er am liebsten Marineoffizier geworden. Doch er bestand die Prüfung nicht und nahm deshalb ein Architekturstudium auf, welches er nach wenigen Semestern ohne Abschluss wieder abbrach.

Seinen Wehrdienst absolvierte er bei der Luftwaffe, die ihn danach gern behalten hätte. Aber die Familie seiner adligen Verlobten war dagegen. Notgedrungen kehrte er ins Zivilleben zurück und arbeitete bei verschiedenen Firmen. Allein sein Verzicht zahlte sich nicht aus, denn die von ihm erhoffte Eheschließung fand nicht statt. Er verließ daraufhin seine Heimat und wurde in Argentinien Direktor einer Luftpostgesellschaft.

Was dann geschah, mutet an wie eine Liebeskomödie à la Hollywood: Anlässlich eines Cocktails lernte er eine attraktive, lebenshungrige Witwe kennen, die er sogleich einlud, mit ihm einen Flug über Buenos Aires zu unternehmen. Nichtsahnend stieg sie in seine Maschine, mit der er waghalsige Flugmanöver vollführte. Und während die Frau vor Angst fast verging, legte er plötzlich seine Hand auf ihr Knie und fragte: »Würden Sie mich küssen?« Als sie entrüstet verneinte, drohte er, die Maschine abstürzen zu lassen. Schließlich gab sie nach, und beide umschlangen sich minutenlang in einem herumschaukelnden Flugzeug. Danach machte er ihr einen Heiratsantrag, und sie sagte schüchtern Ja.

Das frisch verliebte Paar bezog in Argentinien ein Haus, in dem er sich in seinen freien Stunden zuweilen als Schriftsteller versuchte. Denn sein erster Roman war von der Literaturkritik durchaus wohlwollend aufgenommen worden. Doch statt zügig einen zweiten folgen zu lassen, saß er lieber in Kneipen herum und vergnügte sich mit anderen Frauen. Seine Partnerin war darüber so erbost, dass sie ihn abends häufig in sein Zimmer einschloss und nur gegen den Tribut von fünf Manuskriptseiten in ihr Bett ließ.

Da sein »unmoralisches Leben« in Argentinien für Aufsehen sorgte, kehrte er nach Europa zurück, wo er und seine Partnerin alsbald heirateten. Hier wurde auch sein zweites Buch fertig, das ihm nicht nur einen renommierten Preis einbrachte. Er genoss fortan den Ruf eines Kultautors und war in dieser »Eigenschaft« oft nächtelang unterwegs. Wenn er frühmorgens nach Hause kam, hatte er nicht selten Tücher voller Lippenstift in seiner Hosentasche. Für seine Frau wurde all dies zur unerträglichen Belastung und sie malte, um sich abzulenken, ein melancholisches Bild nach dem anderen. Auch trennten sich die Eheleute mehrfach, fanden jedoch immer wieder zusammen.

Obwohl er inzwischen als versierter Flieger galt, musste er einmal in der Wüste notlanden und wäre dort beinahe umgekommen. Ein andermal brach er sich bei einem Absturz in Guatemala mehrere Knochen und war anschließend froh, eine sorgende Gattin um sich zu haben. Zwar gefiel es ihm, danach wieder den Abenteurer und Frauenhelden spielen zu dürfen, aber er war auch immer bereit, Menschen zu helfen, die in der Not seine Hilfe benötigten.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kämpfte er zunächst gegen die Nazis und emigrierte nach deren Teilsieg in die Vereinigten Staaten. Er lebte in New York und verfasste hier ein Buch, das ihm unvergänglichen Ruhm einbrachte und seitdem in über 120 Sprachen übersetzt wurde. Trotz des Erfolgs begab er sich nach Afrika und später nach Europa, um an der Seite der alliierten Streitkräfte erneut gegen Hitler zu kämpfen. Seiner Frau versprach er kurz vor der Abreise, er werde ihr die Fortsetzung seines erfolgreichen Buches widmen. Doch dazu kam es nicht mehr. Kaum 45 Jahre alt, blieb er während einer militärischen Aufklärungsmission für immer verschollen.

Wer war's?

Für drei Gewinner dieser Folge stellt der beNNo-Verlag das Buch »Bilder für die Seele. Ein Augenblick Besinnung für jeden Tag« zur Verfügung.

Einsendeschluss: 10. Mai (Poststempel)
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