Ai Weiwei: der Neue

Kommentar von Hans-Dieter Schütt

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg hat den chinesischen Künstler Ai Weiwei, von dem seit seiner Verhaftung Anfang April jede Spur fehlt, zu ihrem Mitglied gewählt.

Akademiemitgliedschaft ist ein Rangzeichen. Es anerkennt künstlerische Arbeit und verpflichtet den Gewählten zur Weitergabe von Erfahrungen mit dem selbst gestellten Maß. Präsident Klaus Staeck hob hervor, die Wahl Ai Weiweis sei keinesfalls nur ein Akt der Solidarität. Im Falle des Chinesen wirkt diese Betonung der künstlerischen Bedeutung auf besondere Weise nach außen: Sie setzt Zeichen gegen eine bestimmte Grobheit. Manchem mögen die Installationen des Chinesen fremd sein, und er findet keinen Zugang zu dessen greller Art, öffentliche Räume zu besetzen – wie bereitwillig aber rechnet sich solche Distanz hoch zum prinzipiellen, auch politischen Misstrauen. Antipathie und Unverständnis als geistloses, aber häufiges »Argument« gegen dissidentisches Ethos. Abschätziger Leumund hechelt gern und spuckt den Vorwurf der Scharlatanerie aufs Plaster – auf dem andere sich zu Solidaritätsmenge sammeln.

Kunst ist Selbstsetzung, ist Austausch, und Globalisierung erhebt nationale, regionale Akademien mehr und mehr zu Lernorten aller für alle, aller mit allen. Was Ai Weiwei trifft, es trifft nun auch eine deutsche Kunstheimstatt. Was mehrere bedrückt – es vergrößert vielleicht auch den Druck, der in Peking Freiheit erwirken kann.

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