Reaktionen: Widerstand gegen Endlagerpläne

Auf der anderen Seite der dänischen Grenze sind die Reaktionen skeptisch

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Pläne der dänischen Regierung, sich nach einem geeigneten Ort für ein Atommüllendlager umzusehen, werden auch im Nachbarland Deutschland mit Interesse verfolgt, denn als einer von sechs durch Geologen ins Auge gefassten Standorten wird über Rødbyhavn auf Lolland debattiert, was gerade mal knapp 20 Kilometer von der Insel Fehmarn entfernt ist.

Als hätten die Insulaner mit der vorgesehenen festen Fehmarnbeltquerung nicht bereits ihr »Protestthema«, kommt jetzt auch die Angst vor einem »Atomklo« in unmittelbarer Nachbarschaft hinzu.

Die japanischen AKW-Havarien haben die Bevölkerung natürlich auch in Ostholstein, wozu Fehmarn gehört, in höchste Unruhe versetzt. Zuletzt gab es seitdem regelmäßig Montags-Mahnwachen in Oldenburg. Diese wurden nun aber angesichts der dänischen Pläne auf den Marktplatz neben dem Rathaus von Fehmarn verlegt. Auf der Ferieninsel fürchtet man um seinen guten Ruf und damit um Fremdenverkehrsgäste.

Die Empörung zieht weite Kreise. Beate Burow vom Umweltrat Fehmarn schlägt Alarm: Im Zuge der akribischen Untersuchungen für die feste Fehmarnbeltquerung habe sich gezeigt, dass der Untergrund für eine Atommülllagerung sich in der aufgezeigten Region in keinster Weise eignen würde.

Die Grünen warnen bereits vor einem »Gorleben am Fehmarnbelt« und kündigen heftigen Widerstand an. Deren Fraktionsvorsitzende auf Fehmarn, Christiane Stodt-Kirchholtes, malt bereits ein Gefahrenszenario von einem denkbaren deutschen Atommüllexport zur dünn besiedelten Südwestspitze der dänischen Nachbarinsel. Sie kündigt »geballten Widerstand der Bevölkerung« an und kritisiert, es entstehe der Eindruck, dass die gesamte Fehmarnbelt-region mit fester Querung und Atommüllendlager einfach geopfert werden soll. Lolland gelte als Armenhaus Dänemarks, ein atomares Endlager könne dort als rettender Wirtschaftsfaktor angesehen werden.

Auf deutscher Seite fürchten sich die Menschen eher vor den Auswirkungen für den Wirtschaftsfaktor Tourismus. So sagt der Bürgermeister Heiko Müller aus Heiligenhafen: »Das wäre katastrophal für die gesamte Urlaubsregion, für uns und für Lolland. Wer will schon Urlaub auf einem Atommüll-Endlager machen?« Der Tourismusverband Schleswig-Holstein fürchtet gar um das Image des gesamten Landes als attraktives Urlaubsziel und fordert von der schwarz-gelben Landesregierung eine »konsequente Position gegen das Projekt«. Dort hat man sich bisher aber ausgeschwiegen.

Die Realisierungsgesellschaft für die feste Fehmarnbeltquerung, Femern A/S, geht unterdessen davon aus, dass ihre Planungen von der Diskussion nicht berührt werden.

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