Italien: Werft will Stellen abbauen

Konzern will stattdessen in USA einstellen / Beschäftigte protestieren

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.
Im italienischen Werftkonzern Fincantieri droht ein massiver Stellenabbau: 2500 von 8500 Stellen sollen gestrichen und zwei Werften vollkommen geschlossen werden. Nach Bekanntwerden der Pläne kam es vor allem in Genua und Neapel zu heftigen Protesten, die zum Teil mit Gewalt endeten.

»Was jetzt passiert ist wie ein Fingerzeig Gottes, der uns sagt, dass wir uns auf die Wut der Armen einstellen müssen«, sagt Monsignor Giancarlo Maria Bregantini, Vorsitzender der italienischen Bischofskommission für soziale Probleme und Arbeit. Er bezieht sich auf die Proteste in Genua und vor allem in Castellammare di Stabia bei Neapel. Sie brachen aus, nachdem die Leitung der staatlichen Werft – einst eine der größten der Welt – bekannt gegeben hatte, dass das dortige Werk geschlossen und alle 500 Arbeiter entlassen werden sollten. Die wütende Arbeiter zogen durch das Städtchen und besetzten auch das Rathaus.

Besonders hat die Arbeiter verärgert, dass der Konzern, der vollständig vom italienischen Staat kontrolliert wird, gleichzeitig bekannt gab, dass man in den USA 900 Personen neu einstellen wolle. Für die Küstenregion bei Neapel ist Fincantieri der wichtigste Arbeitgeber, der auch eine Reihe von Zulieferern beschäftigt. Ähnliches gilt für das Werk in Sestri Ponente bei Genua, wo die Arbeitslosigkeit ebenfalls extrem hoch ist.

Fincantieri ist vor allem im Bereich der Kreuzfahrtschiffe aktiv, leidet aber immer stärker unter der Konkurrenz aus Deutschland, China und Korea. Nur im Luxussegment ist man dort noch führend. Auch bei den Kriegsschiffen – das zweite wichtige Standbein des Konzerns – hat Fincantieri wichtige Aufträge verloren.

Nach den harten Protesten, die von allen Gewerkschaften unterstützt werden, hat die Regierung in Rom erklärt, dass dieser »Rationalisierungsplan« nicht endgültig sei und man »über alles reden« könne. Gleichzeitig hat man die Sozialpartner zu einer Besprechung nach Rom eingeladen – allerdings erst Mitte nächster Woche, wenn die Verwaltungswahlen Geschichte sind. Das könnte eine Hinhaltetaktik sein, denn die Kommunalwahlen betreffen auch Neapel, wo der Kandidat der linken Parteien gute Chancen zu haben scheint.

Die Arbeiter wollen sich aber nicht mit solchen Versprechen zufrieden geben. Am Mittwoch haben sie die wichtigsten Straßen rund um Neapel und auch die Eisenbahngleise besetzt.

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