Gorlebener Gretchenfrage

Standpunkt von Velten Schäfer

  • Lesedauer: 1 Min.

Niemand hat erstens die Absicht, nach einer Hintertür zu suchen, zweitens geht jetzt alles schneller als bei Rot-Grün und drittens hält auch noch die handwerkliche Seriösität Einzug in der Atompolitik: Die Bundeskanzlerin hat nun die Karten aufgedeckt, mit denen sie in Zukunft stechen und die Grünen von ihrem Umfrageross herunterholen will.

Ob das wirklich gelingt, hängt nicht zuletzt von der Antwort auf eine vierte Frage ab: Ob nun, wie ebenfalls angekündigt, auch in der Endlagerfrage tatsächlich mit Sachpolitik begonnen wird. Denn das in Gorleben geplante Atomklo im Salzstock ist nicht zufällig der Kristallisationspunkt der Anti-AKW-Bewegung. Jedem, der es wissen wollte, war schon lange klar, dass seinerzeit die Motive der Standortwahl alles andere als sachorientiert gewesen sind. Zu Recht gilt das »Erkundungsbergwerk« deswegen als Symbol des »Atomstaats«, jener undurchsichtigen und mächtigen Interessenverflechtung, die es offenbar überall dort gibt, wo aus Kernspaltung Energie gewonnen wird. Deshalb ist Gorleben die »Gretchenfrage« des Ausstiegs.

Erst wenn auch an anderen Standorten und endlich in geeigneteren Gesteinsformationen »erkundet« wird, kann es etwas werden mit der »Befriedung« des Konflikts, den Merkel jetzt so dringend will. Auf die geologischen Initiativen der nächsten Monate darf man insofern besonders gespannt sein.

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