Diesmal geht es auch um das Westjordanland

Am 8. Juli heißt es: »Willkommen in Palästina«

  • Elsa Rassbach
  • Lesedauer: 2 Min.
Mazin Qumsiyeh aus Bethlehem glaubt, es wird ein »Sommer des Wandels«. Ein Jahr nach dem israelischen Anschlag auf die Gaza-Freiheitsflotte, bei dem israelisches Militär neun türkische Passagiere tötete, trafen sich palästinensische, israelische, US-amerikanische und deutsche Aktivisten in Berlin: Im kommendem Sommer geht es nicht nur um die israelische Blockade gegenüber Gaza, sondern auch ums Westjordanland.

Am 8. Juli sollen Hunderte internationale Aktivisten auf dem Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv ankommen, um auf Einladung von 30 Organisationen der palästinensischen Zivilgesellschaft an der Initiative »Willkommen in Palästina« teilzunehmen. Erwartet werden sie aus Frankreich, Großbritannien, Belgien, Schweden, Deutschland, den USA, Japan und mehreren afrikanischen Staaten. »Für unsere Gäste«, sagt Professor Mazin Qumsiyeh, einer der palästinensischen Koordinatoren, »sind Ausflüge ins Jordantal, in die Negev-Wüste und nach Hebron geplant. Dabei wird es um die Beteiligung an kulturellen Aktivitäten und friedlichen Protesten gegen die Landnahme mit Hilfe der Apartheidmauer gehen.«

Die ausländischen Gäste werden bei der Ankunft in Israel ihre Absicht, in die besetzten Gebiete zu fahren, nicht verhehlen. »Warum sollten sie auch?«, fragt Qumsiyeh, der in den USA studierte und dort an der Yale-Universität gelehrt hat. »Wenn ein Israeli auf dem Flughafen in Berlin ankommt, macht ihm auch niemand Vorschriften, wohin er reisen darf.«

Prof. Fanny-Michaela Reisin, Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte, fügt hinzu: »Wir beobachten mit großer Sorge, dass Palästinenser aus dem Westjordanland nicht ausreisen dürfen, und wir kennen viele Palästinenser in der Bundesrepublik, die hier studieren oder geheiratet haben und denen die Rückkehr nach Palästina verwehrt wird. Wenn sie länger wegbleiben, verlieren sie möglicherweise ihr Eigentum. Das sind alles Verstöße gegen das internationale Recht.« Gisela Siebourg, Koordinatorin der deutschen Sektion von »Free Gaza«, die zusammen mit anderen Initiativen am Ende des Monats eine noch größere Flottille nach Gaza schicken will als im letzten Jahr, betont die gemeinsame Entschlossenheit, die Blockade sowohl des Gazastreifens wie auch des Westjordanlands zu brechen, obwohl die israelischen Behörden der neuen Flotte bereits drohen.

Auch die am 8. Juli über Tel Aviv Einreisenden bereiten sich auf Behinderungen vor. Für diesen Fall stehen ihnen israelische Anwälte und Unterstützer von »Willkommen in Palästina« zur Seite. Auch die Jüdische Stimme für einen Gerechten Frieden im Nahen Osten unterstützt die Initiative. »Politiker wie Hosni Mubarak, Benjamin Netanyahu oder Barack Obama ändern ihr Verhalten nur, wenn wir, die Menschen, uns ändern und uns dazu entscheiden, unsere Geschicke selbst in die Hand zu nehmen«, sagt Qumsiyeh, der am Wochenende auch in Schweden für seine Aktion warb.

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