Sitzen bleiben

Kommentar von Markus Drescher

  • Lesedauer: 1 Min.

Stuttgart 21 und kein Ende – wer hätte gedacht, dass ein Bahnhof einmal dermaßen Gesellschaft und Politik beeinflusst? Die Massenproteste gegen das Milliardenprojekt gebaren den »Wutbürger«, dazu ein bisher einzigartiges Schlichtungsverfahren, das zum Medienereignis wurde. Und sie trugen nicht zuletzt zum Ende der CDU-Herrschaft in Baden-Württemberg und dem Wahlerfolg der Grünen bei, die sich jetzt mit dem ungeliebten Projekt herumschlagen müssen.

Bahnchef Rüdiger Grube, der nun mit seinem »Kompromissvorschlag« in die Offensive ging, versucht mit Warnungen vor horrenden Kostensteigerungen und einer drohenden jahrelangen Verzögerung des Projekts zu beeindrucken. Doch genau die beiden Faktoren Zeit und Geld spielen eigentlich den Bahnhofsgegnern in die Hände. Je teurer das Projekt wird, desto wahrscheinlicher, dass es am Ende scheitert. Denn weder die Stadt Stuttgart noch das Land Baden-Württemberg wollen noch mehr Millionen in S21 stecken, und ob die Bahn alleine dazu in der Lage und willens sein wird, die Mehrkosten zu stemmen, steht in den Sternen. So könnte Stuttgart 21 ein weiteres Mal Geschichte schreiben und dabei Geschichte werden – wenn der Slogan von Blockierern der Bauarbeiten am Bahnhof zum möglicherweise erfolgreichen Regierungshandeln wird: »Aussitzen!«

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