»Das liebe Papier«

Kleist-Ausstellung »Krise und Experiment« in Berlin

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Das spannendste Material einer Überlieferung ist das Verschwommene. Also der Schatten, der vor unseren Augen an einer weißen Wand flirrt, aber nicht zu fassen ist; und hinter jener Lichtquelle, die ihn wirft, können wir wieder nur Schemen und das gauklerische Spiel von etwas Diffusem ahnen. Heinrich von Kleist zum Beispiel: Er hat wenig hinterlassen, was man als handfesten Fundus einer Ausstellung ausbreiten könnte. Jenes nicht Fassbare, das von ihm ausgeht, kehrte auch zu ihm selbst zurück: Nirgends wirklich ansässig, ist das Gelebte hauptsächlich spurlos geblieben. Kleist: Vermutungsfülle und Verdachtsmenge. An Ansichts-Sachen für seine existenziellen Stationen, an Requisiten seiner Wohnwelt fehlt's im Revier.

Materialnot – so nur kann die Lage derer bezeichnet werden, die Zeugnis ablegen, Dokumente präsentieren wollen. Und die zudem von jenem Geringen, das zur Verfügung stehen könnte, nicht alles aufweisen dürfen: Wesentliche Han...


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